Hallo an Alle!
Eine wilde Diskussion, viele unterschiedliche Standpunkte, so ist es eigentlich richtig gut! Zumal wir hier nicht nur gleichzeitige Vogel- und Katzenliebhaber haben, sondern auch Vogelfans die Katzen sonstwo hinwünschen. Da es aber offensichtlich Standpunkte gibt, die sehr unterschiedlich aufgefasst werden können (ich schließe mich da auch nicht aus), hier ein paar Anmerkungen, Bereinigungen, zusätzliche Punkte. (Achtung, könnte lang werden)
Hier mal eine Erklärung, weshalb die Mär von der Katze als gebietsfremde, invasive Art in Europa biologisch-wissenschaftlich nicht haltbar ist!
In z.B. Australien gab es vor dem Eintreffen der europäischen Siedler keinen Vertreter der Gattung Felis. Die Tierwelt dort war logischerweise komplett unvorbereitet auf einen dermaßen effektiven Jäger in seiner "Gewichtsklasse". Das Ergebnis ist bekannt und die Katze nicht zu Unrecht als gebietsfremde, invasive Art bezeichnet. Das trifft dort zu. Nur wurde der Begriff, wie so vieles wenn es um verbreitete Tierarten geht, einfach für Gegenden, wo das nicht zutrifft, übernommen.
Hier in Europa ist die Sachlage ganz anders. In Eurasien und Afrika ist die Wildkatze in 5 Unterarten, Silvestris/europ. Wildkatze, Lybica/Falbkatze, Cafra/südafrik. Wildkatze, Ornata/Steppenkatze und als Zweig der Lybica, Catus/Hauskatze heimisch. Vettern und Kusinen. Für unsere Diskussion sind nur Wild-, Falb- und Hauskatze von Bedeutung.
Bis zum Ende der letzten Eiszeit vor rund 11.000 Jahren war auf dem Gebiet des heutigen und auch historischen Deutschlands aufgrund des rauhen Klimas nur eine geringe Zahl an Tierarten heimisch. Das änderte sich danach recht zügig. Was die Wildkatze betrifft, war die europäische Wildkatze oder auch Waldkatze genannt, die erste ihrer Art hier und bis heute Teil der Tierwelt. Vor über 6.000 Jahren folgte ihr die Falbkatze, die Ahnin unserer heutigen Hauskatzen, nach und etablierte sich. Wer mag, kann hier eine Schnellzusammenfassung einsehen.
https://uni-tuebingen.de/universitaet/a ... 00-jahren/
https://www.archaeologie-online.de/nach ... rten-3652/
Es wurden entsprechende Skelette und Überbleibsel gefunden, die gesichert zeigen, daß die Falb/Hauskatze, der Übergang ist da fließend, sich damals einen festen Platz in der hiesigen Natur erobert hatte. Für rund 2000 Jahre leben die Tiere weitgehend wild und in Konkurrenz mit der Wildkatze. Offensichtlich gab es genug Nahrung für alle, denn die beiden verwandten Wildkatzenarten sind bis heute Teil unserer Tierwelt.
Vor mehr als 4.000 Jahren änderte sich etwas. Die untersuchten Nahrungsreste der jüngeren Tiere zeigten deutlich weniger Wild, wie in Ägypten oder der Levante war die Falb/Hauskatze in die Siedlungen gezogen, die europäische Hauskatze war geboren und verbreitete sich weiter. Im Gegensatz zur Hauskatze, die ein Kulturfolger ist und sich im Gefolge des Menschen weltweit verbreitet hat, sind die Wildkatzen ausgesprochene Kulturflüchter.
Als die Römer schließlich im ersten Jahrhundert vor Christus in Germanien ankamen, machten sie ihre "Catta", die von der ägyptischen Hauskatzenlinie abstammt, im römisch besetzten Germanien (und im Rest des Imperium Romanum) heimisch und über Handel im freien Germanien. Da damals keine Katzenzucht in heutigem Sinne betrieben wurde, vermischten sich die beiden Hauskatzenlinien wild durcheinander und voila, die europäische "Standardhauskatze" war da.
Das ist nicht der Werdegang einer gebietsfremden, invasiven Art! Die heimische Tierwelt kennt und hat sich mit beiden Wildkatzenarten, Silvestris/Wildkatze und Catus/Hauskatze, (fort)entwickelt. Und das seit tausenden Jahren, die Hauskatze ist hier bereits seit langem heimisch! Das ist eine biologisch-wissenschaftlich nicht bestreitbare Tatsache.
Für Europa, den Nahen Osten und Nordafrika ist das Geschwätz von der "gebietsfremden, invasiven" Art einfach nur Geschwätz ohne Substanz. Kommt natürlich bei den Leuten, die Katzen eh nicht mögen, trotzdem gut an.
@ozul
Danke für deinen Beitrag und die Videos! Als Vogel- und Katzenmensch könnte ich bei dem, was deine Videos zeigen, sowohl nicken als auch aus der Haut fahren! Die meisten Katzen, auch Rassekatzen, Ausnahme die wenigen Vogelspezialisten unter den Miezen, sind so wie Du sie beschreibst. "Vögel als Beute, ja natürlich mag ich Vogeljagd, aber nur bei günstiger Gelegenheit, ich bin doch kein Hund und renne allem nach."
Die Bengal tut mir sowas von leid. Die F5 können totale Schmusekatzen sein, sind aber auch anspruchsvoll an den Halter, was Bewegung, Aktivitäten und Interaktion angeht. Das mag gerade anfangs richtig zeitaufwendig sein, aber die Bengalkatzen sind schlau und rasch lernfähig. Ich würde Hybriden und auch teilweise die Seltsamzuchten (wobei selbst bei den meisten Katzenfans die Augenbrauen bei manchen Züchtungen hochgehen) nur echten Katzenliebhabern anvertrauen.
Da sieht man auch, daß Geld nicht alles ist. Es gäbe bestimmt Halter die "deine" Bengal liebhaben würden, aber sich nie leisten könnten und hier wird sie einfach auf Freilauf abgeschoben.Bengalkatzen sind teuer und selten, mit hohem Jagdtrieb und teils großer Anhänglichkeit, alleine das ist schon ein Grund sie sorgsam zu hüten und pflegen. Entweder mit gesichertem Garten oder/und Leinenspaziergang, zumal die Bengal zu den Katzenrassen gehört, die sich schnell an die Leine gewöhnen. Gibt genug Videos mit gut gezogenen Bengalkatzen beim Spaziergang, aber das sind auch Halter die ihre Fellnasen lieben.
@StefanDD
Nochmals Entschuldigung, aber die Zahlen 100+ Millionen Vögel/Jahr in Deutschland von Katzen erbeutet können nicht stimmen! Es gibt rund 400 Millionen Vögel in den besiedelten Gebieten Deutschlands, außerhalb ist nicht von Belang, da dort nur wenige Katzen unterwegs sind. Würden Katzen wirklich jedes Jahr 100 oder mehr Millionen Vögel in D erbeuten, wären in den besiedelten Gebieten die Vögel bereits vor Jahrzehnten ausgestorben, weil Verluste in diesem Ausmaß nicht ausgleichbar sind.
Das sind Zahlen, die simpel hochgerechnet wurden, mit reinen Stubentigern inklusive und ähnlichen Zahlentricksereien. Ein schöneres Beispiel sind die Zahlen für die Schweiz, die direkt zeigen, daß diese Horrorzahlen Statistiktricks sind und nichts weiter. In der Schweiz gibt es rund 2 Mio. Büsis (schweiz. Kosename für Katzen), Steuner mit eingeschlossen. Laut einer schweizer Unweltorganisation erbeuten diese Katzen jährlich 30 Millionen Vögel, schön aufgesplitet auf so-und-soviel Vögel pro Katze. Klingt logisch, bis man die Gesamtzahl der Vögel in der Schweiz anschaut, denn es gibt in der Schweiz offiziell 60-70 Millionen Vögel. Würden die schweizer Katzen tatsächlich soviele Vögel erbeuten, gäbe es bereits seit über 100 Jahren keine Vögel mehr in der Schweiz.
Diese ganzen Horrorzahlen stammen entweder von Katzenhassern oder wurden von Forschern errechnet, die von Ministichproben auf ein ganzes Land schließen. Ohne dabei zu berücksichtigen, daß solch kleinen Stichproben zu großen Verzerrungen führen.
Wie ich schon in anderen Beiträgen erwähnte, halte ich 30-40 Millionen Vögel pro Jahr für realistisch. Denn wie Vogelexperte Lars Lachmann in einem Interview erzählt, sind die Vogelbestände im besiedelten Raum in Deutschland sogar ansteigend! Dafür müssen aber genügend JV überleben und da Katzen schon einen gewichtigen Jagdfaktor darstellen, daß leugne ich garnicht ab, gibt es eine biologische Obergrenze wie hoch die Vogelverluste sein können, damit dies zutrifft.
Mehr morgen, genug für heute. Gute Nacht an alle!