@ Andreas,
wir haben im letzten Jahr angekommene Altsegler gemessen, gewogen und beringt.
Dabei sind uns Unterschiede, sowohl beim Gewicht wie auch Spannweite der Flügel, aufgefallen. Habe dann bei mehreren Stellen, u.a. MS-Klinik, nachgefragt ob es ein Hinweis auf eine Geschlechtszugehörigkeit bedeuten könnte. Das wurde immer verneint..äußerlich geben Unterschiede beim Körberbau / Gewicht keine Hinweise auf das Geschlecht.
Bei den Seglern hier ist mir das auch noch nicht so aufgefallen.
LG
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Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern
Nistk.: 39 (alle mit
)
erw.: 44, angek.: 54
Brutpaare: 26 -2
Eier: 75 -8
Küken:67 -2
Adoptivküken: 19
VP: :1 +2 Handaufzucht:
total Ausflug der JV seit 2013: 238 Adoptivk. seit 2020: 56
erw.: 44, angek.: 54
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Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern
Hallo traudich, wenn es einen Ruf (mp3) von einem Vogel gibt, dann kann ich damit erkennen ob es ♂ oder ♀ ist.
In der Mauerseglerklinik hatte ich das 2015 bei mehreren Paaren so gemacht.
Damals war auch ein Fahlsegler dabei, dessen Ruf ich im Vergleich mit den Muster der Mauersegler,
einem Männchen zugeordnet hatte, aber ohne einem Vergleich zu einem FS♀ ist das nur eine Vermutung,
Nach FAHLSEGLER-Duettrufen suche ich noch.
LG Waechter
In der Mauerseglerklinik hatte ich das 2015 bei mehreren Paaren so gemacht.
Damals war auch ein Fahlsegler dabei, dessen Ruf ich im Vergleich mit den Muster der Mauersegler,
einem Männchen zugeordnet hatte, aber ohne einem Vergleich zu einem FS♀ ist das nur eine Vermutung,
Nach FAHLSEGLER-Duettrufen suche ich noch.
LG Waechter

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Küken:
Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern
Hallo zusammen,
im alten Vogelportal gibt es einen schönen Beitrag zum Sozialverhalten der Mauersegler von Mikkki, den ich hier mit seinem Einverständnis kopieren darf. Auch wenn er schon etwas älter ist, lohnt sich doch die Archivierung hier im besten Mauersegler-Forum der Welt
Mikkki schrieb am 30.06.2017, 21:27:
Themen:
Vorwort – Entwicklungsgeschichtliches – Sozialverhalten in Abhängigkeit zur Ernährungsweise – These - Gruppenverhalten nicht nistender Tiere / Jährlinge – Änderungen des Verhaltens bei Nistplatzbesiedelung in verschiedenen Varianten insbesondere in Abhängigkeit von vorhandenen Nistplätzen / tatsächlich belegten Nistplätzen – Arbeitsteilung – Schutz des Nests - Kommunikation – Körper und Lautsprache –Screamingparties – Zeigerflüge - Flug in Hurrikanformation – Häkchenangriffe - Feindabwehr -Einzelbeobachtungen – künstliches Locken
Vorwort: Schlussfolgerungen auf ein Sozialverhalten der Mauresegler basieren ausschliesslich auf eigenen Beobachtungen. Keines der beobachteten Tiere ist manipuliert oder gekennzeichnet worden. Tatsächlich kann ich jegliche Beeinflussung von außen ausschließen. Lediglich die Nistplätze sind künstlich angelegt, ein abweichendes soziales Verhalten wird dadurch m.E. nicht provoziert.
Mauersegler nisten bei mir seit mindestens 20 Jahren, die ersten Jahre habe ich eine Besiedelung gar nicht bemerkt.
Entwicklungsgeschichtliches:
Die Familie der Segler gibt es schon viele Millionen Jahre, bei Beginn ihrer Entwicklung waren sie offenbar nicht nur genetisch sehr wandlungsfähig sondern auch einem ständigen Konkurrenzdruck in Bezug auf Schlaf und Nistplätze ausgesetzt. Nur so ist es zu erklären, dass es Segler schafften in der Luft schlafend zu übernachten und diese Verhaltensweise auch genetisch dauerhaft zu sichern, ähnliches ist von Delfinen bekannt. Offenbar können Hirnhälften unabhängig voneinander schlafen. Das Zugverhalten zeigen eine Vielzahl verschiedener Vogelarten. Der Mauersegler ist optimal an ein Leben im Flug angepasst, ein paar KM länger zum Nistplatz zu fliegen und dort die lästige Konkurrenz los zu sein, dürfte ihm somit nichts ausmachen. Dass es im Norden im Sommer länger hell ist, dürfte ebenfalls ein Vorteil sein. Es können mehr Insekten zur Versorgung der Brut gefangen werden.
Sozialverhalten in Abhängigkeit zur Ernährungsweise
Alle Tiere, die ein Bewusstsein ihrer eigenen Existenz entwickelt haben, sind bestrebt genügend Nahrung zu erhalten, sich fortzupflanzen, sich vor Fressfeinden und Umwelteinflüssen zu schützen. Und dies möglichst energieeffizient.
Um die Ressource Nahrung für sich sicherzustellen, zeigen viele Tierarten ein typisches Revierverhalten, lästige artgleiche Mitesser werden vertrieben, die Ressource dadurch geschont.
Durch die ausschliessliche Ernährung mit Fluginsekten, deren Verteilung im Luftraum nicht vorhersehbar ist, ist dem Mauersegler jegliche Möglichkeit genommen durch Revierbildung einen Ressourcen-Vorteil zu erlangen, ein Revierverhalten gibt es daher nicht, was nicht heisst das der eigene Nistplatz nicht geschützt wird.
Diese Konstellation ermöglicht überhaupt erst ein Gruppenverhalten mit Vorteilen in den anderen angeführten Bereichen.
Beispielsweise wird ein Turmfalke von einer Gruppe von Mauerseglern eher entdeckt als von einem Einzeltier, von anderen Abwehrmethoden mehrerer Mauersegler ganz zu schweigen.
These
Alle Mauersegler erkennen sich untereinander individuell, nicht nur pauschal als Artgenossen, sondern tatsächlich als Individuum mit persönlichen Charaktereigenschaften die geschätzt oder auch abgelehnt werden. Es gibt eine lebhafte, differenzierte Kommunikation untereinander. Diese erfolgt mittels Laut und Körpersprache.
Gruppenverhalten nicht nistender Tiere / Jährlinge –
In jedem Sommer gibt es bei mir mehrere Gruppen Einjähriger, die zumeist Mitte Juni erstmalig erscheinen.
Die Identifikation ist einfach. Stets erscheint eine identische Anzahl von Tieren in absolut identischer Anflugweise. Die Flugbahnen und die jeweilige Formation mit einer Spitze ist stets gleich. Alle Gruppen unterscheiden sich im Anflug, entweder von der Route her oder auch vom Anflugswinkel. Zumeist besteht eine solche Gruppe aus 3 -6 Tieren, teilweise über die ganze Saison lang. Manchmal sogar die nächste. Die Vorbeiflüge an bewohnten Nistplätzen sind von Geschrei begleitet, Versuche von Anlandungen sind außerordentlich tollpatschig. Nistplatzbesitzer erschrecken sich zumeist nur am Anfang, eine echte Gefahr für die eigene Brut besteht aufgrund der Unerfahrenheit dieser Tiere nicht. Mit Glück schaffen es einzelne Einjährige tatsächlich einen leeren Nistplatz für sich zu gewinnen, die Regel ist dies aber nicht.
Eine Neuansiedlung hat stets eine erhebliche Auswirkung auf alle Nistplatzbesitzer einer Kolonie in Abhängigkeit zu Koloniegröße und zum Alter der Kolonie.
Der Neuankömmling gibt nämlich seine ursprüngliche Gruppenzugehörigkeit zunächst nicht auf. Die Mitglieder der Gruppe werden aktiv ermuntert ebenfalls an selbiger Stelle zu nisten. Sind noch keine anderen Mauersegler da, ist dies unproblematisch, ansonsten suchen diese anderen Tiere die besten bereits bewohnten Nistplätze auf, und es kommt gerade in kleinen Kolonien zu vielen Kämpfen, die die Hausherren auch manchmal verlieren. Auf jeden Fall gibt’s in einer kleinen Kolonie in solchen Fällen eine erhebliche Nervosität, ständig gibt es Alarmbereitschaft, was den eigenen Bruterfolg insgesamt schmälern dürfte.
Änderungen des Verhaltens bei Nistplatzbesiedelung in verschiedenen Varianten insbesondere in Abhängigkeit von vorhandenen Nistplätzen / tatsächlich belegten Nistplätzen
Spätestens im zweiten Jahr einer Nistplatzeroberung und mit Aufzucht der eigenen Jungen verliert sich zumeist die Zugehörigkeit zur ursprünglichen Gruppe. Kommen Gruppenangehörige vorbei und locken im ersten Jahr noch mit einem Pfiff den frischen Nistplatzbesitzer zur gemeinsamen Jagd, so funktioniert dies im nächsten nicht mehr so. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Ein Tier fliegt hier seit Jahren mit einer Fremdgruppe, ohne dass diese gruppe je aggressiv in der Kolonie aufgetreten wäre. jZum Teil fliegen Nistplatzbesitzer verschiedener Nistplätze gemeinsam ein und aus. Insgesamt wird es friedlicher.
Gab es ohnehin nur einen Nistplatz, bleibt der Mauersegler ein heimlicher Geselle, denn wozu sollte er potentielle Gegner in seinen Bereich locken.
Eine kritische Anzahl von besetzten Nistplätzen innerhalb einer Kolonie gibt’s auch, nämlich exakt 3. Als Kolonie ist sie einerseits zu klein, um eine Arbeitsteilung zu gewährleisten andererseits schon zu groß um nicht von anderen MS immer wieder wahrgenommen zu werden. Bei mir war dies die insgesamt instabilste Zeitspanne, leider mit häufiger verlorenen Kämpfen der Nistplatzbesitzer und häufig neuen Partnern. Insgesamt nicht förderlich für die Jungenaufzucht. In dieser durchaus längeren Zeit schafften es MS Pärchen bei mir höchstens 3 Mal hintereinander gemeinsam Junge groß zu ziehen.
Ich wage die Vermutung dass in stabilen Grosskolonien Pärchen 5-6 Mal zusammen brüten können.
Es erscheint unlogisch und ineffizient dass es in kleineren Kolonien zu Kämpfen um die Nistplätze kommt, obgleich es noch genügend freie Nistplätze gibt, aber manche Dinge können wir nur erstaunt zu Kenntnis nehmen.
Irgendwann gabs dann doch Zuwachs bei mir in der Kleinstkolonie. 2 Pärchen fanden doch leere Nistkästen und ein weiteres erfahrenes Paar ( erkennbar an sehr beherzten Einflügen in einen leeren Nistkasten) kam hinzu.
Alle 6 Pärchen zogen alsdann erfolgreich Junge groß, externe Gruppeneinflüsse sind mittlerweile fast vollständig verschwunden. 4 Tiere meiner Kolonie fliegen regelmäßig gemeinsam zum Jagen. Sie verlassen die Nistkästen sekundengleich wie auf Kommando. Kämpfe gibt es seltener, sie kommen jedoch vor und werden sich wohl nie ganz verhindern lassen. Die Bruten laufen stressfreier
Arbeitsteilung – Schutz des Nests
In Kleinstkolonien ist sich jeder selbst der nächste, jedes Pärchen versucht eigenständig mögliche Nestbesetzer zu vertreiben. Manchmal werden Angreifer sogar „ abgehängt“, das heisst sie hängen halb im Einflugloch und werden zur Abschreckung gequält.
In größeren Ansiedelungen gibt es hoch in der Luft fliegende Aufpasser die fremde Artgenossen bereits beim Anflug stören, indem sie deren Flugbahnen kreuzen.
In einem Fall konnte ich beobachten wie so ein Aufpasser ein Fremdtier von einem Einflugloch „ abpflückte“ um dann im Anschluss in den eigenen Nitkasten, 2 m entfernt einzufliegen.
Soweit zur Entwicklung meiner Kolonie, wir kommen nunmehr zu den eigentlich interessanten Beobachtungen von Verhaltensweisen, die Grundlagen meiner festen Überzeugung sind, dass o.a. These des sozialen Mauerseglers tatsächlich richtig ist. Manche Verhaltensweisen konnten vielfach in bestimmten Situationen beobachtet werden, die Reaktionen anderer Tiere auf dieses Verhalten waren regelmäßig vorhersehbar.
Kommunikation – Körper und Lautsprache
Das auffälligste Verhaltensmuster der Mauersegler, sogenannte Screaming Parties, ist den allermeisten Menschen irgendwie geläufig. Viele wissen zwar nicht, dass es sich um Mauersegler handelt und vermuten irgend welche Schwalben als Hauptakteure, aber faszinierend bleibt die Angelegenheit immer.
Und für Mauerseglerfreunde ists das höchste Glück möglichst viele Tiere nahe der Kolonie schreiend und kraakelend nahe am Gebäude vorbeizischen zu sehen.
Auslöser sind zumeist Nistplatzbesitzer. Sie animieren Fremdtiere sich zu einer Gruppe zu sammeln. Ist dies geschehen fliegt der Animateur mit schnellem Flügelschlag vorweg und fliegt schreiend an seinem Nistplatz vorbei, die anderen lärmen mit. Meistens ist nach 3-4 Umrundungen des Platzes das Spektakel vorbei und man zerstreut sich wieder, um sich nach ein paar Minuten wieder zu sammeln. Das Geschehen erfolgt zumeist morgens und später am Abend.
Vieles ist schon über eine mögliche Motivation für dieses außergewöhnliche Verhalten geschrieben worden, ich vermute das zugleich mehrere Gründe nebeneinander existieren.
In jedem Fall entschliesst sich jedes einzelne teilnehmende Tier freiwillig dazu mitzumachen. Da jeglicher Nutzen ( Verschaffung eines Vorteils in Bezug auf eine Ressource) fehlt, bleibt als eine mögliche Erklärung ein Spassfaktor, den man in der Gruppe am besten ausleben kann. Ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass es sich um Konzentrationsübungen handeln könnte.
Für die Kolonie ist das Verhalten bedeutsam, da Fremdvögel Kenntnis des Nistplatzes erlangen und möglicherweise bei Ausfall eines Brutvogels schneller einspringen können.
Ich habe es noch nie erlebt, dass aus einer solchen Screaming Party heraus ein Angriff auf einen Nistplatz erfolgte. Da gibt’s nur Frieden.
Zeigerflüge sind Angebote an genehme Fremdvögel sich einen leeren Nistplatz anzusehen. Ein Nestbesitzer fliegt mit auffallend schwachen zittrigen Flügelschlag zu einem anderen Tier und fordert auf zu folgen. Mit leichtem Pfeifen gehts dann im ziemlichen Sturzflug in die Nähe des leeren Kastens, der Zeigeflug endet dort.
Die Motivation für das Verhalten ist eindeutig, und m.E. ein absoluter Beleg für ein vielschichtiges Miteinander der Tiere.
Flüge in Hurrikanformation gibt’s zumeist im Frühjahr, wenn es nachts noch kühl ist. In Form eines Wirbelsturms fliegen manchmal mehr als 100 Tiere.
Ich vermute einerseits eine Energieersparnis in Zeiten, in denen noch kein Luftplankton unterwegs ist, weil es noch recht frisch ist und anderseits eine Einstimmung auf den baldigen Zug nach Süden, denn auch ab Anfang Juli bilden sich zeitweise große Schwärme.
Häkchenangriffe erfolgen auf missliebige Artgenossen aus großer Höhe in geradem Sturzflug. In Höhe des angegriffenen erfolgt die kurze Flugbahnkorrektur schräg nach oben weg, ein Häkchen.
Diese Angriffe erfolgen gezielt auf den ausgesuchten Artgenossen, der irgendwie Unmut hervorrief.
Feinde, z.B. Turmfalken werden durch eine Gruppe Mauersegler in ca 5m Höhenabstand umkreist und nach Möglichkeit genervt. Manchmal erfolgen sogar kleinere aber wohlabgewogene Angriffe. Ein Mauersegler passt auf den anderen auf, der Feind wird ständig überwacht, bis er verschwindet.
Einzelbeobachtungen hier gibt’s so viel dass ich erst noch einmal sammeln und sortieren muss
Künstliches Anlocken per Tonträger
Beides gibt’s in Teil 2 ich hoffe ich krieg den bis Ende nächste Woche fertig.
Eure Meinungen sind sehr erwünscht...
LG
Mikkki
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http://swiftfriend.jimdo.de
im alten Vogelportal gibt es einen schönen Beitrag zum Sozialverhalten der Mauersegler von Mikkki, den ich hier mit seinem Einverständnis kopieren darf. Auch wenn er schon etwas älter ist, lohnt sich doch die Archivierung hier im besten Mauersegler-Forum der Welt

Mikkki schrieb am 30.06.2017, 21:27:
Themen:
Vorwort – Entwicklungsgeschichtliches – Sozialverhalten in Abhängigkeit zur Ernährungsweise – These - Gruppenverhalten nicht nistender Tiere / Jährlinge – Änderungen des Verhaltens bei Nistplatzbesiedelung in verschiedenen Varianten insbesondere in Abhängigkeit von vorhandenen Nistplätzen / tatsächlich belegten Nistplätzen – Arbeitsteilung – Schutz des Nests - Kommunikation – Körper und Lautsprache –Screamingparties – Zeigerflüge - Flug in Hurrikanformation – Häkchenangriffe - Feindabwehr -Einzelbeobachtungen – künstliches Locken
Vorwort: Schlussfolgerungen auf ein Sozialverhalten der Mauresegler basieren ausschliesslich auf eigenen Beobachtungen. Keines der beobachteten Tiere ist manipuliert oder gekennzeichnet worden. Tatsächlich kann ich jegliche Beeinflussung von außen ausschließen. Lediglich die Nistplätze sind künstlich angelegt, ein abweichendes soziales Verhalten wird dadurch m.E. nicht provoziert.
Mauersegler nisten bei mir seit mindestens 20 Jahren, die ersten Jahre habe ich eine Besiedelung gar nicht bemerkt.
Entwicklungsgeschichtliches:
Die Familie der Segler gibt es schon viele Millionen Jahre, bei Beginn ihrer Entwicklung waren sie offenbar nicht nur genetisch sehr wandlungsfähig sondern auch einem ständigen Konkurrenzdruck in Bezug auf Schlaf und Nistplätze ausgesetzt. Nur so ist es zu erklären, dass es Segler schafften in der Luft schlafend zu übernachten und diese Verhaltensweise auch genetisch dauerhaft zu sichern, ähnliches ist von Delfinen bekannt. Offenbar können Hirnhälften unabhängig voneinander schlafen. Das Zugverhalten zeigen eine Vielzahl verschiedener Vogelarten. Der Mauersegler ist optimal an ein Leben im Flug angepasst, ein paar KM länger zum Nistplatz zu fliegen und dort die lästige Konkurrenz los zu sein, dürfte ihm somit nichts ausmachen. Dass es im Norden im Sommer länger hell ist, dürfte ebenfalls ein Vorteil sein. Es können mehr Insekten zur Versorgung der Brut gefangen werden.
Sozialverhalten in Abhängigkeit zur Ernährungsweise
Alle Tiere, die ein Bewusstsein ihrer eigenen Existenz entwickelt haben, sind bestrebt genügend Nahrung zu erhalten, sich fortzupflanzen, sich vor Fressfeinden und Umwelteinflüssen zu schützen. Und dies möglichst energieeffizient.
Um die Ressource Nahrung für sich sicherzustellen, zeigen viele Tierarten ein typisches Revierverhalten, lästige artgleiche Mitesser werden vertrieben, die Ressource dadurch geschont.
Durch die ausschliessliche Ernährung mit Fluginsekten, deren Verteilung im Luftraum nicht vorhersehbar ist, ist dem Mauersegler jegliche Möglichkeit genommen durch Revierbildung einen Ressourcen-Vorteil zu erlangen, ein Revierverhalten gibt es daher nicht, was nicht heisst das der eigene Nistplatz nicht geschützt wird.
Diese Konstellation ermöglicht überhaupt erst ein Gruppenverhalten mit Vorteilen in den anderen angeführten Bereichen.
Beispielsweise wird ein Turmfalke von einer Gruppe von Mauerseglern eher entdeckt als von einem Einzeltier, von anderen Abwehrmethoden mehrerer Mauersegler ganz zu schweigen.
These
Alle Mauersegler erkennen sich untereinander individuell, nicht nur pauschal als Artgenossen, sondern tatsächlich als Individuum mit persönlichen Charaktereigenschaften die geschätzt oder auch abgelehnt werden. Es gibt eine lebhafte, differenzierte Kommunikation untereinander. Diese erfolgt mittels Laut und Körpersprache.
Gruppenverhalten nicht nistender Tiere / Jährlinge –
In jedem Sommer gibt es bei mir mehrere Gruppen Einjähriger, die zumeist Mitte Juni erstmalig erscheinen.
Die Identifikation ist einfach. Stets erscheint eine identische Anzahl von Tieren in absolut identischer Anflugweise. Die Flugbahnen und die jeweilige Formation mit einer Spitze ist stets gleich. Alle Gruppen unterscheiden sich im Anflug, entweder von der Route her oder auch vom Anflugswinkel. Zumeist besteht eine solche Gruppe aus 3 -6 Tieren, teilweise über die ganze Saison lang. Manchmal sogar die nächste. Die Vorbeiflüge an bewohnten Nistplätzen sind von Geschrei begleitet, Versuche von Anlandungen sind außerordentlich tollpatschig. Nistplatzbesitzer erschrecken sich zumeist nur am Anfang, eine echte Gefahr für die eigene Brut besteht aufgrund der Unerfahrenheit dieser Tiere nicht. Mit Glück schaffen es einzelne Einjährige tatsächlich einen leeren Nistplatz für sich zu gewinnen, die Regel ist dies aber nicht.
Eine Neuansiedlung hat stets eine erhebliche Auswirkung auf alle Nistplatzbesitzer einer Kolonie in Abhängigkeit zu Koloniegröße und zum Alter der Kolonie.
Der Neuankömmling gibt nämlich seine ursprüngliche Gruppenzugehörigkeit zunächst nicht auf. Die Mitglieder der Gruppe werden aktiv ermuntert ebenfalls an selbiger Stelle zu nisten. Sind noch keine anderen Mauersegler da, ist dies unproblematisch, ansonsten suchen diese anderen Tiere die besten bereits bewohnten Nistplätze auf, und es kommt gerade in kleinen Kolonien zu vielen Kämpfen, die die Hausherren auch manchmal verlieren. Auf jeden Fall gibt’s in einer kleinen Kolonie in solchen Fällen eine erhebliche Nervosität, ständig gibt es Alarmbereitschaft, was den eigenen Bruterfolg insgesamt schmälern dürfte.
Änderungen des Verhaltens bei Nistplatzbesiedelung in verschiedenen Varianten insbesondere in Abhängigkeit von vorhandenen Nistplätzen / tatsächlich belegten Nistplätzen
Spätestens im zweiten Jahr einer Nistplatzeroberung und mit Aufzucht der eigenen Jungen verliert sich zumeist die Zugehörigkeit zur ursprünglichen Gruppe. Kommen Gruppenangehörige vorbei und locken im ersten Jahr noch mit einem Pfiff den frischen Nistplatzbesitzer zur gemeinsamen Jagd, so funktioniert dies im nächsten nicht mehr so. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. Ein Tier fliegt hier seit Jahren mit einer Fremdgruppe, ohne dass diese gruppe je aggressiv in der Kolonie aufgetreten wäre. jZum Teil fliegen Nistplatzbesitzer verschiedener Nistplätze gemeinsam ein und aus. Insgesamt wird es friedlicher.
Gab es ohnehin nur einen Nistplatz, bleibt der Mauersegler ein heimlicher Geselle, denn wozu sollte er potentielle Gegner in seinen Bereich locken.
Eine kritische Anzahl von besetzten Nistplätzen innerhalb einer Kolonie gibt’s auch, nämlich exakt 3. Als Kolonie ist sie einerseits zu klein, um eine Arbeitsteilung zu gewährleisten andererseits schon zu groß um nicht von anderen MS immer wieder wahrgenommen zu werden. Bei mir war dies die insgesamt instabilste Zeitspanne, leider mit häufiger verlorenen Kämpfen der Nistplatzbesitzer und häufig neuen Partnern. Insgesamt nicht förderlich für die Jungenaufzucht. In dieser durchaus längeren Zeit schafften es MS Pärchen bei mir höchstens 3 Mal hintereinander gemeinsam Junge groß zu ziehen.
Ich wage die Vermutung dass in stabilen Grosskolonien Pärchen 5-6 Mal zusammen brüten können.
Es erscheint unlogisch und ineffizient dass es in kleineren Kolonien zu Kämpfen um die Nistplätze kommt, obgleich es noch genügend freie Nistplätze gibt, aber manche Dinge können wir nur erstaunt zu Kenntnis nehmen.
Irgendwann gabs dann doch Zuwachs bei mir in der Kleinstkolonie. 2 Pärchen fanden doch leere Nistkästen und ein weiteres erfahrenes Paar ( erkennbar an sehr beherzten Einflügen in einen leeren Nistkasten) kam hinzu.
Alle 6 Pärchen zogen alsdann erfolgreich Junge groß, externe Gruppeneinflüsse sind mittlerweile fast vollständig verschwunden. 4 Tiere meiner Kolonie fliegen regelmäßig gemeinsam zum Jagen. Sie verlassen die Nistkästen sekundengleich wie auf Kommando. Kämpfe gibt es seltener, sie kommen jedoch vor und werden sich wohl nie ganz verhindern lassen. Die Bruten laufen stressfreier
Arbeitsteilung – Schutz des Nests
In Kleinstkolonien ist sich jeder selbst der nächste, jedes Pärchen versucht eigenständig mögliche Nestbesetzer zu vertreiben. Manchmal werden Angreifer sogar „ abgehängt“, das heisst sie hängen halb im Einflugloch und werden zur Abschreckung gequält.
In größeren Ansiedelungen gibt es hoch in der Luft fliegende Aufpasser die fremde Artgenossen bereits beim Anflug stören, indem sie deren Flugbahnen kreuzen.
In einem Fall konnte ich beobachten wie so ein Aufpasser ein Fremdtier von einem Einflugloch „ abpflückte“ um dann im Anschluss in den eigenen Nitkasten, 2 m entfernt einzufliegen.
Soweit zur Entwicklung meiner Kolonie, wir kommen nunmehr zu den eigentlich interessanten Beobachtungen von Verhaltensweisen, die Grundlagen meiner festen Überzeugung sind, dass o.a. These des sozialen Mauerseglers tatsächlich richtig ist. Manche Verhaltensweisen konnten vielfach in bestimmten Situationen beobachtet werden, die Reaktionen anderer Tiere auf dieses Verhalten waren regelmäßig vorhersehbar.
Kommunikation – Körper und Lautsprache
Das auffälligste Verhaltensmuster der Mauersegler, sogenannte Screaming Parties, ist den allermeisten Menschen irgendwie geläufig. Viele wissen zwar nicht, dass es sich um Mauersegler handelt und vermuten irgend welche Schwalben als Hauptakteure, aber faszinierend bleibt die Angelegenheit immer.
Und für Mauerseglerfreunde ists das höchste Glück möglichst viele Tiere nahe der Kolonie schreiend und kraakelend nahe am Gebäude vorbeizischen zu sehen.
Auslöser sind zumeist Nistplatzbesitzer. Sie animieren Fremdtiere sich zu einer Gruppe zu sammeln. Ist dies geschehen fliegt der Animateur mit schnellem Flügelschlag vorweg und fliegt schreiend an seinem Nistplatz vorbei, die anderen lärmen mit. Meistens ist nach 3-4 Umrundungen des Platzes das Spektakel vorbei und man zerstreut sich wieder, um sich nach ein paar Minuten wieder zu sammeln. Das Geschehen erfolgt zumeist morgens und später am Abend.
Vieles ist schon über eine mögliche Motivation für dieses außergewöhnliche Verhalten geschrieben worden, ich vermute das zugleich mehrere Gründe nebeneinander existieren.
In jedem Fall entschliesst sich jedes einzelne teilnehmende Tier freiwillig dazu mitzumachen. Da jeglicher Nutzen ( Verschaffung eines Vorteils in Bezug auf eine Ressource) fehlt, bleibt als eine mögliche Erklärung ein Spassfaktor, den man in der Gruppe am besten ausleben kann. Ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass es sich um Konzentrationsübungen handeln könnte.
Für die Kolonie ist das Verhalten bedeutsam, da Fremdvögel Kenntnis des Nistplatzes erlangen und möglicherweise bei Ausfall eines Brutvogels schneller einspringen können.
Ich habe es noch nie erlebt, dass aus einer solchen Screaming Party heraus ein Angriff auf einen Nistplatz erfolgte. Da gibt’s nur Frieden.
Zeigerflüge sind Angebote an genehme Fremdvögel sich einen leeren Nistplatz anzusehen. Ein Nestbesitzer fliegt mit auffallend schwachen zittrigen Flügelschlag zu einem anderen Tier und fordert auf zu folgen. Mit leichtem Pfeifen gehts dann im ziemlichen Sturzflug in die Nähe des leeren Kastens, der Zeigeflug endet dort.
Die Motivation für das Verhalten ist eindeutig, und m.E. ein absoluter Beleg für ein vielschichtiges Miteinander der Tiere.
Flüge in Hurrikanformation gibt’s zumeist im Frühjahr, wenn es nachts noch kühl ist. In Form eines Wirbelsturms fliegen manchmal mehr als 100 Tiere.
Ich vermute einerseits eine Energieersparnis in Zeiten, in denen noch kein Luftplankton unterwegs ist, weil es noch recht frisch ist und anderseits eine Einstimmung auf den baldigen Zug nach Süden, denn auch ab Anfang Juli bilden sich zeitweise große Schwärme.
Häkchenangriffe erfolgen auf missliebige Artgenossen aus großer Höhe in geradem Sturzflug. In Höhe des angegriffenen erfolgt die kurze Flugbahnkorrektur schräg nach oben weg, ein Häkchen.
Diese Angriffe erfolgen gezielt auf den ausgesuchten Artgenossen, der irgendwie Unmut hervorrief.
Feinde, z.B. Turmfalken werden durch eine Gruppe Mauersegler in ca 5m Höhenabstand umkreist und nach Möglichkeit genervt. Manchmal erfolgen sogar kleinere aber wohlabgewogene Angriffe. Ein Mauersegler passt auf den anderen auf, der Feind wird ständig überwacht, bis er verschwindet.
Einzelbeobachtungen hier gibt’s so viel dass ich erst noch einmal sammeln und sortieren muss
Künstliches Anlocken per Tonträger
Beides gibt’s in Teil 2 ich hoffe ich krieg den bis Ende nächste Woche fertig.
Eure Meinungen sind sehr erwünscht...
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- Infos zur Kolonie: Mauerseglerkästen: 6
Erwartet: 8 MS
Eingetroffen:
Küken:
Re: Biologie / Verhalten von Mauerseglern
Mikkki schrieb am 02.07.2017, 12:05:
Hi, hier noch ein paar Einzelbeobachtungen, die ich immer mal wieder ergänzen werde, nach Möglichkeit auch mit Fotos
Einzelbeobachtungen
Absolut faszinierend empfand ich Auseinandersetzungen mit einem starken Nistplatzkonkurrenten, dem Star. Ein einzelnes Starenmännchen kann eine ganze Mauerseglerkolonie in Atem halten, wenn dessen Nistplatz in der Nähe der Kolonie ist. Ständig wacht das Männchen auf einem erhöhten Platz und greift im Sturzflug an und ausfliegende Mauersegler an. Und da der Star zu Beginn der Flugphase durchaus so schnell ist wie ein Mauersegler haben sich „meine“ Tiere durchaus manchmal von ca. 10 m bis auf 30-40 cm über Boden fallen lassen und mit zusätzlichen starkem Flügelschwung Fahrt aufgenommen, den Star in 40 -50 cm Abstand. Zog der Mauersegler nach Fahrtaufnahme dann aber hoch konnte der Star nicht mehr ansatzweise folgen.
Das ist natürlich kraftraubend und energiezehrend. Vom Stress ganz abgesehen, der Star meint das alles durchaus ernst.
An einem Tag begann dieses Spielchen wie immer, der Mauersegler flog aus, der Star hinterher, doch dann kam mit noch größerer Geschwindigkeit ein Mauersegler von oben aus dem freien Luftraum angeschossen ohne jeden Flügelschlag zur präzisen Attacke und führte eine Kollision mit dem Star herbei, dieser konnte seine Flugbahn nicht mehr halten und musste tatsächlich notlanden. Beide Mauersegler zogen dann direkt nach oben.
Der Star blieb unverletzt, und wird sich ein paar Sekunden gewundert haben, geändert hat er sein Verhalten natürlich nicht, schliesslich gings ja auch um seine Brut.
Zwar ging der Star auf die Mauersegler los, hing auch öfters an den Einfluglöchern der Mauerseglernistkästen, drang aber niemals ein um die Brut der Mauersegler zu vernichten. Mauerseglereltern verlassen ihr Nest immer für ein paar Stunden, im Gegensatz zu Staren. Aber auch umgekehrt habe ich keinen Angriff von Mauerseglern auf die Starenbrut erlebt. Mein Machostar besetzte seinerzeit mit seinen Frauen direkt mehrere Nistkästen.
Eine zeitlang konnten „meine“ Mauersegler kaum an ihr Nest anfliegen, ständig stürzte sich der Star auf sie. Das Problem wurde elegant gelöst, es gab verstärkt Screaming Parties. Hier kann sich der Angreifer kaum auf ein einzelnes Tier konzentrieren, und aus dem Verband scherten auf Höhe der Nistkästen dann 2 oder auch 3 Tiere aus und flogen blitzschnell ein. Keine Chance für den Star.
Über den Gedanken eines geordneten Sozialverhaltens hinaus eröffnet dieses Verhalten sogar die Fragestellungen nach möglichen weiteren kognitiven Fähigkeiten, denn die Entwicklung von aktiven Abwehrstrategien setzt eine vorherige Analyse des Problems voraus. Für mich persönlich ist das viel mehr als ein reines instinktives Reiz - Reaktions Muster.
Fliegt eine fremde Gruppe Mauersegler an einer Kolonie vorbei, so kann dies aus reiner Neugier geschehen, man sagt sich quasi guten Tag und fliegt seiner Wege. Hier greifen Nistplatzbesitzer zumeist nicht ein, im Gegenteil. Es gibt Antworten aus den verschiedenen Nistkästen.
Anders sieht das aus, wenn diese Gruppe oder auch nur Einzeltiere auf Ortsschau sind und angestrebtes Ziel ist Nistkästen zu erkunden.
Dann gibt’s bei größeren Kolonien Stress mit einem Aufpasser. Dieser greift von oben kommend zielgenau die frechste Erkundung an, sprich insbesondere die Tiere, die tatsächlich anhängen und in den Nistkasten glotzen. Damit ists aber nicht genug. Manche Erkundende sind so frech, dass sie einen Angriff sofort verdauen und direkt in der Gruppe untertauchend die nächste Erkundungsrunde drehen, zumeist jedoch ohne Anhänger. Diese Tiere werden direkt auch wenn sie nur in der Gruppe mitfliegen vom Aufpasser identifiziert und attackiert. Und zwar zielgenau. Diesen Vorgang konnte ich 3 Mal beobachten, die Schwierigkeit ist es dass man selbst das angegriffene Tier die ganze Zeit bis zum zweiten im Auge behalten muss, was wegen der Flugahnen der Tiere teils um die Häuser herum nur eher zufällig gelingt.
Einen Erstangriff konnte ich fototechnisch dokumentieren, leider kann ich keine Aussage darüber treffen, ob der Angreifer der Nistplatzbesitzer oder ein Aufpasser ist. Beide Tiere entfernten sich nach der Kollision.
Manchmal habe ich den Eindruck, das abfliegende Mauersegler kurz von Artgenossen gescheucht werden, so nach dem Motto, „Du hast einen Nistplatz und ich nicht“. Diese Art Angriffe sind aber nicht intensiv.
Manchmal habe ich den Eindruck dass ein Mauersegler einen anderen auch in größerer Höhe mal drangsalieren möchte. Manchmal weicht der Angegriffene dann aus. Ist dieses Tier aber soverän, klappt es die Flügel kurz nach oben zusammen, so nach dem Motto, „ wag es bloss nicht“ Zumeist ist dann Ruhe.
Unspektakulär und nur von kürzester Dauer sind Luftpaarungen von Mauerseglern, die hier häufig zu sehen sind. Die Tiere sitzen segelnd aufeinander.
Persönliche Anmerkungen:
Mauersegler sind absolut faszinierende Vögel. Nichts an Ihnen ist irgendwie Durchschnitt. Sie sind pfeilschnell und können in der Luft schlafen. Wahrscheinlich wg. letzterem haben sie kaum artspezifische Krankheiten, die Übertragung krankmachender Keime ist stark erschwert.
Sie haben wenige natürliche Feinde und können sehr alt werden. Dadurch sind viele Bruten möglich.
Vielleicht hat sich deshalb die Natur den Mauersegler als eigenes Regulativ ausgedacht, sprich nur die wirklich stärksten Tiere sind in der Lage einen Nistplatz dauerhaft zu besetzen, ständig ist Konkurrenz da. Deshalb auch das Bestreben nach einer Vergrößerung der Kolonie, der Druck auf den eigenen Nistplatz nimmt dann ab.
Mein Fazit daraus: Mehr Nistkästen für Mauersegler sind besser als weniger.
LG
Mikkki
Hi, hier noch ein paar Einzelbeobachtungen, die ich immer mal wieder ergänzen werde, nach Möglichkeit auch mit Fotos
Einzelbeobachtungen
Absolut faszinierend empfand ich Auseinandersetzungen mit einem starken Nistplatzkonkurrenten, dem Star. Ein einzelnes Starenmännchen kann eine ganze Mauerseglerkolonie in Atem halten, wenn dessen Nistplatz in der Nähe der Kolonie ist. Ständig wacht das Männchen auf einem erhöhten Platz und greift im Sturzflug an und ausfliegende Mauersegler an. Und da der Star zu Beginn der Flugphase durchaus so schnell ist wie ein Mauersegler haben sich „meine“ Tiere durchaus manchmal von ca. 10 m bis auf 30-40 cm über Boden fallen lassen und mit zusätzlichen starkem Flügelschwung Fahrt aufgenommen, den Star in 40 -50 cm Abstand. Zog der Mauersegler nach Fahrtaufnahme dann aber hoch konnte der Star nicht mehr ansatzweise folgen.
Das ist natürlich kraftraubend und energiezehrend. Vom Stress ganz abgesehen, der Star meint das alles durchaus ernst.
An einem Tag begann dieses Spielchen wie immer, der Mauersegler flog aus, der Star hinterher, doch dann kam mit noch größerer Geschwindigkeit ein Mauersegler von oben aus dem freien Luftraum angeschossen ohne jeden Flügelschlag zur präzisen Attacke und führte eine Kollision mit dem Star herbei, dieser konnte seine Flugbahn nicht mehr halten und musste tatsächlich notlanden. Beide Mauersegler zogen dann direkt nach oben.
Der Star blieb unverletzt, und wird sich ein paar Sekunden gewundert haben, geändert hat er sein Verhalten natürlich nicht, schliesslich gings ja auch um seine Brut.
Zwar ging der Star auf die Mauersegler los, hing auch öfters an den Einfluglöchern der Mauerseglernistkästen, drang aber niemals ein um die Brut der Mauersegler zu vernichten. Mauerseglereltern verlassen ihr Nest immer für ein paar Stunden, im Gegensatz zu Staren. Aber auch umgekehrt habe ich keinen Angriff von Mauerseglern auf die Starenbrut erlebt. Mein Machostar besetzte seinerzeit mit seinen Frauen direkt mehrere Nistkästen.
Eine zeitlang konnten „meine“ Mauersegler kaum an ihr Nest anfliegen, ständig stürzte sich der Star auf sie. Das Problem wurde elegant gelöst, es gab verstärkt Screaming Parties. Hier kann sich der Angreifer kaum auf ein einzelnes Tier konzentrieren, und aus dem Verband scherten auf Höhe der Nistkästen dann 2 oder auch 3 Tiere aus und flogen blitzschnell ein. Keine Chance für den Star.
Über den Gedanken eines geordneten Sozialverhaltens hinaus eröffnet dieses Verhalten sogar die Fragestellungen nach möglichen weiteren kognitiven Fähigkeiten, denn die Entwicklung von aktiven Abwehrstrategien setzt eine vorherige Analyse des Problems voraus. Für mich persönlich ist das viel mehr als ein reines instinktives Reiz - Reaktions Muster.
Fliegt eine fremde Gruppe Mauersegler an einer Kolonie vorbei, so kann dies aus reiner Neugier geschehen, man sagt sich quasi guten Tag und fliegt seiner Wege. Hier greifen Nistplatzbesitzer zumeist nicht ein, im Gegenteil. Es gibt Antworten aus den verschiedenen Nistkästen.
Anders sieht das aus, wenn diese Gruppe oder auch nur Einzeltiere auf Ortsschau sind und angestrebtes Ziel ist Nistkästen zu erkunden.
Dann gibt’s bei größeren Kolonien Stress mit einem Aufpasser. Dieser greift von oben kommend zielgenau die frechste Erkundung an, sprich insbesondere die Tiere, die tatsächlich anhängen und in den Nistkasten glotzen. Damit ists aber nicht genug. Manche Erkundende sind so frech, dass sie einen Angriff sofort verdauen und direkt in der Gruppe untertauchend die nächste Erkundungsrunde drehen, zumeist jedoch ohne Anhänger. Diese Tiere werden direkt auch wenn sie nur in der Gruppe mitfliegen vom Aufpasser identifiziert und attackiert. Und zwar zielgenau. Diesen Vorgang konnte ich 3 Mal beobachten, die Schwierigkeit ist es dass man selbst das angegriffene Tier die ganze Zeit bis zum zweiten im Auge behalten muss, was wegen der Flugahnen der Tiere teils um die Häuser herum nur eher zufällig gelingt.
Einen Erstangriff konnte ich fototechnisch dokumentieren, leider kann ich keine Aussage darüber treffen, ob der Angreifer der Nistplatzbesitzer oder ein Aufpasser ist. Beide Tiere entfernten sich nach der Kollision.
Manchmal habe ich den Eindruck, das abfliegende Mauersegler kurz von Artgenossen gescheucht werden, so nach dem Motto, „Du hast einen Nistplatz und ich nicht“. Diese Art Angriffe sind aber nicht intensiv.
Manchmal habe ich den Eindruck dass ein Mauersegler einen anderen auch in größerer Höhe mal drangsalieren möchte. Manchmal weicht der Angegriffene dann aus. Ist dieses Tier aber soverän, klappt es die Flügel kurz nach oben zusammen, so nach dem Motto, „ wag es bloss nicht“ Zumeist ist dann Ruhe.
Unspektakulär und nur von kürzester Dauer sind Luftpaarungen von Mauerseglern, die hier häufig zu sehen sind. Die Tiere sitzen segelnd aufeinander.
Persönliche Anmerkungen:
Mauersegler sind absolut faszinierende Vögel. Nichts an Ihnen ist irgendwie Durchschnitt. Sie sind pfeilschnell und können in der Luft schlafen. Wahrscheinlich wg. letzterem haben sie kaum artspezifische Krankheiten, die Übertragung krankmachender Keime ist stark erschwert.
Sie haben wenige natürliche Feinde und können sehr alt werden. Dadurch sind viele Bruten möglich.
Vielleicht hat sich deshalb die Natur den Mauersegler als eigenes Regulativ ausgedacht, sprich nur die wirklich stärksten Tiere sind in der Lage einen Nistplatz dauerhaft zu besetzen, ständig ist Konkurrenz da. Deshalb auch das Bestreben nach einer Vergrößerung der Kolonie, der Druck auf den eigenen Nistplatz nimmt dann ab.
Mein Fazit daraus: Mehr Nistkästen für Mauersegler sind besser als weniger.
LG
Mikkki