Hallo zusammen!
Ein "paar" Gedanken zum Thema Nistmulden. Ich habe sie immer als eine Hilfe für MS gesehen, die nicht unbedingt notwendig ist, aber das Brutgeschehen sehr erleichtert. Ein schon in der Nisthöhle vorhandenes Staren- oder Meisennest hätte einen ähnlich positiven Effekt: vorgeformte Mulde, Isolation und Polsterung des Nistplatzes
So baute ich meine ersten Nistmulden (Nr.1)aus 3 cm starkem Schaumstoff, ca. 25 x 25 cm groß. Mit einer 1l Fischfutterdose als Schablone zeichnete ich in eine Ecke der Schaumstoffplatte einen Kreis von ungefähr 9,5 cm Durchmesser, Abstand zum Rand ca. 2 cm, und formte mit einem scharfen Messer hier eine Nistmulde. Die beiden von der Nistmulde entfernten Seiten schrägte ich mit dem Messer ab. Diese Nistmulden setzte ich so in die Nistkästen ein, dass sich die eigentliche Mulde in der dunkelsten Ecke befand. Zur Befestigung drehte ich an der Stelle, an die die Schaumstoffplatte platziert werden sollte, eine 4 cm lange Schraube so in den Boden des Nistkästen, dass noch ca. 2.5 cm zu sehen waren und drückte den Schaumstoff fest von oben auf diese Schraube. So drückte der Kopf der Schraube von unten ein Loch in den Schaumstoff (neben der vorgeformten Mulde) und sorgt dafür, dass die Konstruktion im Kasten nicht verrutschen kann.
In solchen Nistmulden sind inzwischen die meisten meiner JV aufgewachsen. Weil es immer wieder mal vorkam, dass Eier aus den Nistmulden herausrollten, klebte ich später mit Holzleim einen schmalen Schaumstoffstreifen so um das Nest, dass es einen 5 mm höheren Rand erhielt. Die Zahl der Rolleier ging aber nur leicht zurück. Ich vermutete zuerst Unfälle bei Brutablösung oder Kämpfen. Heute glaube ich, das die meisten dieser Eier aktiv herausgerollt wurden.
In 10 Kästen der Balkonkastenreihe baute ich Nistmulden auf Styroporbasis (Nr. 2). Dazu zeichnete ich den üblichen 9 cm Kreis auf ein 3 cm starkes Styroporstück, das genau in das hintere Ende des Kastens passt. Mit einer Runddrahtbürste, die ich in einen Akkuschrauber spannte, fräste ich eine Mulde an die Stelle des Kreises und schrägte die Platte zum Einflug hin zeigend ab. Anschließend wurden auf die Oberseite des Styropors mit Mulde drei Schichten Fliesenkleber mit einem Pinsel aufgetragen, die eigentliche Mulde aber noch freigelassen. Auf die letzte Schicht des noch feuchten Fliesenklebers streute ich im Mixer zerkleinerte Holzspäne (Kleintierstreu) und drückte sie mit der Hand in die Schicht. Nach Trocknen der Schicht wurden die nicht festen Späne mit einem Handfeger abgefegt. Die eigentlichen Mulden erhielten einen ca. 5 mm hohen Rand aus Fliesenkleber. Zuletzt wurden die Mulde und ihr Rand sehr dünn mit Fliesenkleber bestrichen und ein Stück Filz in die noch feuchte Schicht gedrückt, überstehender Filz abgeschnitten. Ca. 1 cm breite Filzstreifen, von unten mit F.-Kleber bestrichen und auf den erhöhten Rand geklebt, sorgen für einen sauberen Abschluss zwischen Nest und dem Rest der Platte.
Nr. 3: Aktuell nutze ich wieder 30 mm Schaumstoff, fräse mit der Akkuschraubber-Drahtbürste die übliche Mulde hinein und versehe die Umgebung der Mulde wie oben beschrieben mit Fliesenkleber und Spänen. Ich trage den Kleber dicker auf - so stehen die Nistmulden schon durch ihr Gewicht fest im Kasten. Einen erhöhten Rand erhalten diese Mulden nicht.
- Schaumstoff-Fliesenkleber Nistmulde Nr.3, beide ca 3 Jahre alt. Die linke, unbenutzte ist durch Sonnenstrahlung nachgedunkelt, die rechte, benutzte/beschmutzte am Boden der Nestmulde etwas aufgeweicht
Fazit: Alle drei Mulden wurden erfolgreich genutzt, am meisten die erste aus reinem Schaumstoff. Das liegt ganz einfachdaran, dass die schon am Längsten im Einsatz sind, z.T. 11 Jahre. Das Styropor-Modell wurde bisher am seltensten genutzt. Hier gab es auch verhältnismäßig viele Rolleier, was aber wohl in erster Linie daran liegt, dass diese Nester in der Balkonkastenreihe liegen, wo die Nester gerade erst entdeckt werden, also mehr Besitzansprüche geklärt werden müssen. Das Modell aus Schaumstoff und Fliesenkleber hat sich bisher sehr gut bewährt. Ich kann mich hier an kein Rollei erinnern, was daran liegen mag, dass die feste Kante der eigentlichen Nistmulde über dem weicheren Schaumstoffboden der Mulde ein Ei beim Hochrollen zurückhält, aber auch daran, dass ich diese Mulden bisher bevorzugt in Kästen eingesetzt habe, in denen vorher schon andere Nester waren. Das waren also stets Kästen mit geklärten Besitzansprüchen.
Die Vorteile der Schaumstoff-Fliesenkleber-Variante Nr. 3 scheinen zu überwiegen: schnell und einfach herzustellen, für die Segler ein griffiger Untergrund auf dem Weg zum Nest, kann einfach ohne fixiert zu werden in den Nistkastengestellt werden, da sie durch ihr Eigengewicht praktisch nicht verrutscht. Es gibt aber auch Nachteile: Man könnte diese Nistmulde nicht durch eine enge Öffnung in z.B. einen Schwelger-Kasten stecken (mit Nr. 1 ginge das bestimmt). In meinen Kästen, die alle eine große Kontrollöffnung haben, ist das kein Problem. Dafür habe ich ein anderes Problem: Immer nach Abschluss der Brutsaison erscheinen in meinen Nestern kleine Motten (Kleidermotten oder nahe Verwandte). Ihre Larven fressen die in's Nest eingebauten Federn, so dass nur Teile der Kiele übrig bleiben. Als wenn das nicht schon genug wäre, fressen sich die Larven zur Verpuppung in die Schaumstoffschicht, die dadurch bröselig und instabil wird, besonders am tiefsten Punkt des Nestes. Vermutlich war das auch der Grund, warum Meisen meine alten S-stoffnester im Wandkasten zerlegt hatten - sie haben hier im Winter Futter gefunden. Ich habe diese Mulden stabilisiert, indem ich mit Holzleim ein Vlies daruntergeklebt habe. In der nächsten Saison werde ich meinen Sommergästen an ihren Nistmulden trockenes Gras und versuchsweise etwas Kanariennistmaterial (Scharpie) anbieten. Diese Materialien werden von den Motten verschmäht.
Ich werde in der kommenden Saison weiter die vorhandenen Nistmulden nutzen, sie noch hier und da optimieren. Ich kann mir gut vorstellen später auf Holzmulden (für mich der Rolls Royce unter den Nistmulden) umzusteigen, werde dieses Thema aber in Ruhe und ohne Zeitdruck angehen. Außerdem wird mir wird mir ein Freund demnächst noch Proben von Hartschaumstoff vorbeibringen, so dass ich damit auch noch herumexperimentieren kann.
Ich kann heute nicht einmal sagen, wie die Mulden 2024 aussehen werden, werde aber weiter optimieren. Sollte mir eine halbwegs geniale Alternativlösung einfallen, werde ich Euch Bescheid geben
LG H.G.