Guten Morgen, Frank und alle weiteren Freude der H.-Rotschwänze!
Was den Kiebitz betrifft, so kann ich Dir nur recht geben. Ich habe das Gefühl, dass die Wahl zum Vogel des Jahres zwar keinen Nachteil, aber auch überhaupt keinen Vorteil gebracht hat. Vielleicht hier und da mal ein Zeitungsartikel - das war's dann aber auch schon. Natürlich ist es für den Durchschnittsbürger auch schwer, direkt etwas auf die Beine zu stellen, wo der Erfolg zeitnah zu sehen ist, was dann wiederum dazu führt, dass mögliche Maßnahmen, wie z.B. Änderung beim Lebensmittel-Kaufverhalten, schnell wieder vergessen werden.
Im Falle des Hausrotschwanzes ist persönliche Hilfe sicher etwas einfacher, da sein Habitat sich auch in den Siedlungsraum erstreckt. Das Anbringen von Nistmöglichkeiten hast Du ja schon genannt. Bei mir ist es so, dass leider diese Nistplätze meist verwaist bleiben. Bis vor 20 Jahren gehörten die Rotschwänzchen hier zum "Singvogelstammpersonal" mit der täglichen Aufgabe, jeden Morgen als erster mit Gesang den Tag zu beginnen. Dann wurde eine Fleischerei in der Nachbarschaft geschlossen und damit verschwanden auch die Rotschwänzchen. Sie waren wohl Stammkunden - nicht in der Fleischerei, sondern im Hinterhof, wo die Abfälle in Mülltonnen auf ihre Abfuhr im Zweiwochenrhythmus warteten und sehr viele Fliegen anzogen. Da tauchten bei warmen Wetter kurz vorm Abhohltermin schon mal größere Mengen an Maden auf, die einen Platz zum Verpuppen suchten. Zur Freude von Igeln, Amseln und, und... und natürlich auch von Rotschwänzchen. Solche Zustände sind heute wohl nicht mehr zu finden, was ja sicher auch hygienischer ist. Für die Singvögel vor Ort ging aber eine Hauptnahrungsquelle verloren.
Zwar versuche ich durch gezieltes Anpflanzen von den richtigen Blühpflanzen die Insekten vor Ort zu unterstützen, kann da aber längst nicht so viel Insektenbiomasse erzeugen. Eine Erleuchtung hatte ich bei einem Spaziergand im Großweideprojekt Wistinghausener Senne. Ein Mitarbeiter dort zeigte mal auf eine Kuh, die neben uns stand und sagte dann: "Schau mal genau hin! So viele Fliegen wie auf den Kühen und Pferden findest Du auf den Blüten des Geländes nicht ansatzweise." Und da hat er sicher Recht.
Nun können wir sicher nicht ab heute alle Kühe halten und sollten auch davon Abstand nehmen, regelmäßig Fleischabfälle vergammelm zu lassen. Den Rotschwänzchen (und weiteren Insektenfressern) wäre aber auch schon geholfen, wenn nicht alles organische Material komplett sofort in der Biotonne verschwindet. Schon Komposthaufen können hier unterstützend wirken, wobei die aber möglichst rattensicher sein sollten (das erhöht sicher die Compliance der Nachbarschaft
). Als wie hier noch Kaninchen und Meerschweinchen hielten, zog auch das Fliegen an.
Ich werde mir mal überlegen, ob ich im nächsten Jahr eine Mitbürgerverträgliche Fliegenunterstützung aufbauen kann. Wenn mir da eine gute Idee kommt, werde ich mich melden. Solltet Ihr eine gute Möglichkeit wissenen oder sogar schon im Einsatz haben, meldet Euch - Rotschwänzchen, aber auch Fliegenschnäpper, Rotkehlchen, Zaunkönig, Amsel und Co werden dankbar sein, wenn wir ihnen da helfen.
2022 gab es hier die (leider einmalige) Rückkehr eines Paares mit immerhin zwei erfolgreichen Bruten. Daher stammen die folgenden Bilder.
- Ob auf dem Tisch...
- ... oder auf den Stühlen - die JV probierten alles aus und hinterließen auch dort ihre "Visitenkarten". Zum Glück hat meine Mutter, die sich bei schönem Wetter den Lebensraum mit ihnen teilte, ein großes Herz für kleine Vögel
Liebe Grüße H.-G.