Nach dem, in Südosteuropa und Kleinasien kalten Winter und kühlem nassen Frühjahr, haben die Segler dort recht spät mit der Brut begonnen und die Nestlinge waren jetzt erst um ca. 3 Wochen alt, in normalen Jahren in Israel jetzt schon ca. 5 Wochen, teils kurz vor dem Ausfliegen.
Vor ca. einer Woche änderte sich die Wetterlage komplett und seitdem strömt wie am Fließband Saharaluft ein mit Schattentemperaturen bis 45°C in Südeuropa und Kleinasien. Das wird fast noch die ganze Woche anhalten. Gerade am Mittelmeer ist das sehr ungewöhnlich. In Tel Aviv z. B. herrschen normalerweise jetzt ca. 25-32°C als Max. Temperaturen, einzelne Tage mit über 35°C sind mal drin, aber sowas hat es Mitte Mai noch nie gegeben.
Markus hat geschrieben:so wie es auf den Videos aussieht sind die Kästen innen ziemlich hell, zudem scheint die Sonne durch Bohrungen ? in den Kasten.
Da brutzelt wohl ziemlich die Sonne drauf
In Israel haben sie die Kästen weiß gestrichen und gut belüftet. Das hat seit Beginn des Seglerprojekts immer sehr gut funktioniert und auch bei den öfters vorkommenden sehr heißen Tagen gab es keine Probleme. Das Problem jetzt ist die Extremhitze mit Rekordtemperaturen so früh über so lange Zeit.
Bei Temperaturen ab ca. 40°C sterben praktisch alle Fluginsekten ab, die Luft wird insektenleer und die Altsegler finden kein Futter mehr. Bekanntlich bringen die Altsegler den Jungen kein Trinkwasser, die Flüssigkeit wird über die Futterballen aufgenommen. Ohne Futter also kein Wasser und beim Hecheln müssen sie Wasser verdunsten um sich zu kühlen. Ist das verbraucht tritt der Tod qualvoll durch Austrocknung, Überhitzung und Verdursten ein. Mehrere Tage haben sie ja diese Horror Temperaturen überlebt, irgendwann gerät auch die tollste Anpassung an ihre Grenzen.
Roha hat geschrieben:die Kästen sind ja sehr gut belüftet, aber irgendwann (4x°) nutz das halt auch nichts mehr
So ist es, wenn die Luft über 40°C heiß wird bringt alles Beschatten, Belüften und der beste Aufhängeplatz nichts mehr, dann kann man hoffen, dass es nur kurz anhält oder bei gut erreichbaren Kästen den Nestlingen Futter und Wasser geben oder sogar Tags reinholen in eine kühlere Umgebung.
Wir hatten hier im Rheinland letztes Jahr Rekordtemperaturen Ende Juni 3 Tage zwischen 37 und 40°C und Ende Juli 4 Tage zw. 35 und 42°C. Das hatte ich vorher noch nie erlebt. Die Luft tut beim Atmen weh, das Gebäude heizte sich auf ca. 43°C auf und nachts "kühlte" es nur auf ca. 38°C herunter.
Durch den winterlich kalten Mai letztes Jahr hatte auch hier die Brut spät angefangen und bei der ersten Hitzewelle Ende Juni waren die Nestlinge erst ca. 2 Wochen alt, noch relativ schlecht fähig zur Thermoregulation. In den Naturnestern gab es mutmaßlich einen Komplettausfall der Brut, viele stürzten heraus und lagen tot auf dem Pflaster, andere werden auch irgendwo in die Dachkonstruktion gerutscht sein was man natürlich nicht sieht. Die noch schlimmere Hitzewelle Ende Juli dürfte für die Naturnester relativ egal gewesen sein, die waren dann eh leer, zumindest gab es keine Fundsegler.
Ich hatte meinen Kasten mit den, ende Juli ca. 4 Wochen alten Nestlingen, ab mittags immer ausgiebig mit kaltem Wasser beregnet und noch mal abends so dass der gesamte Dachbereich durch die Verdunstungskälte morgens auf ca. 25°C abgekühlt war und sie etwas Erholungspause hatten.
Auch hier war das Problem, dass die Altsegler nur morgens 1-2 mal etwas Futter brachten und dann erst spät abends ohne Futter wiederkamen. Damit war auch hier das Wasserproblem und die Nestlinge wurden apathisch und still, es gab kein Futterbetteln abends wenn die Altsegler zurückkehrten. Nach der Abkühlung dauerte es mehrere Tage bis wieder normales Futterbetteln zu hören war, es brauchte also eine längere Erholungsphase. Einen Tag länger mit dieser Horrortemperatur hätten sie vermutlich trotz aller Maßnahmen nicht überlebt, jüngere Nestlinge wären vermutlich sowieso gestorben. So haben sie nur wenige Tage Entwicklungsrückstand erlitten und konnten gesund ausfliegen.
Da kann man sich ungefähr vorstellen wie es für die vielen Jungsegler in Naturnestern unter Dachziegeln jetzt in Südeuropa und Kleinasien verlaufen ist, die sich wohl auf 70 °C oder mehr aufheizen. Das Klima ist total aus den Fugen geraten und was sonst immer funktionierte ist plötzlich in Frage gestellt. Es ist zu befürchten, dass das nur der Anfang ist.
Einen kleinen Geschmack dieser Hitzewelle werden wir voraussichtlich auch in Deutschland spüren mit um die 30°C zum WE. Das ist aber für unsere Flugkünstler eher Screamingwetter.
Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser Saison solche Wetterextreme nicht erleben müssen. Die große Dürre ist ja in weiten Teilen Deutschlands leider schon wieder Realität und das Mitte Mai. Als Kind bin ich um diese Jahreszeit mit Gummistiefeln durch überflutete Wiesen geschlufft.
Hier hat sich nichts weiter getan, von 6 möglichen Seglern 3 da. Der Einzelsegler vom letztjährigen Brutpaar ruft kläglich nach dem Partner, aber nix kommt. Die beiden anderen dürften jetzt auf Halbzeit beim Brüten zusteuern. Sucher sind definitiv noch keine da, das könnte sich aber zum Himmelfahrtstag ändern. Seltsame Saison, furioser Start ende April und jetzt klüngelt es schon über 3 Wochen so herum.
Ein verrücktes Kohlmeisenpaar, das jetzt schon die 3. Brut beginnt, müllt mir gerade etliche Kästen mit Nistmaterial zu. Die Nestlinge der vorherigen Bruten sind immer nach ca. 10 Tagen gestorben, sie finden einfach keine ausreichende Nahrung mehr.
@apusapus Von Nestbau haben die aber auch noch nichts gehört, ein Lob der Faulheit
Liebe Grüße
Thomas