Teil 5: die Balkonkastenreihe (Big is beautiful)
War ich bisher immer davon ausgegangen, dass Höhe der Schlüssel zum Erfolg für MS-Ansiedlungen ist, so zeigten mir die Besiedlung des Wandkastens, besonders aber die Annahme von Staren- und Traufenkasten, dass ich da wohl zu viel vorausgesetzt hatte (die letztgenannten liegen ca 5 -5,5 m hoch). Mir war klar, dass insbesondere der Starenkasten von seinen Abmessungen her nicht günstig war und ich dachte damals naiverweise, dass die dort brütenden Segler mit fliegenden Fahnen in einen neuen, komfortablen Kasten wechseln würden, wenn der in unmittelbarer Nähe des Starenkastens hängen würde. Hätte ich schon damals hier im Forum mitgemacht, wäre mir klar gewesen, dass zumindest die neuen Bewohner des Starenkastens dazu ganz andere Ansichten haben

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Ich machte mich ganz unbedarft an's Werk. Mir erschien der Dachüberstand über dem Balkon am Anbau des Hauses der logische Ort für einen neuen Ansiedlungsversuch: gleiche Höhe, ziemlich nah beim Starenkasten - somit fast optimal.
So wollte ich einen oder mehrere Kästen bauen, die ich vom Balkon aus zwischen die Dachsparren schieben und bei Bedarf von hinten (vom Balkon aus) öffnen könnte. Der Kasten sollte ein seitlich überstehendes Dach erhalten. So könnte ich dieses auf kleine Leisten schieben, die ich jeweils rechts und links am Sparren befestigt habe. Wenn der Kasten mit dem vorderen Teil des Daches zwischen den Sparren auf den Leisten liegt, wäre hier das Gewicht schon mal gehalten. Um das hintere Ende zu tragen befestigte ich Eisenlochbänder jeweils über den hinteren Ecken des Kastens am Sparren. Eine am Kasten befestigte Schraube durch ein Loch des herabhängenden Eisenbandes gesteckt, dann eine Flügelmutter darauf und der Kasten hängt stabil.

- Schematische Seitenansicht. Für bessere Übersicht wurde hier und in der nachsten Zeichnung auf Dachrinne und -pfannen verzichtet.
2019 baute ich einen einfachen und zwei Doppelkästen.( Der Sparrenabstand neben dem Starenkasten war mit ca. 39 cm zu klein für einen Doppelten). Als Material benutzte ich 15 mm OSP-Platten , nur die Fronten baute ich aus 22 mm OSB, um den einfliegenden Seglern ein höheres Sicherheitsgefühl zu geben. Die Kammern 20 cm breit, 56 cm tief bei einer Höhe von 20 cm. (Nur der Einzelkasten ist ca. 35 cm breit).

- Von vorn gesehen. die Aussparungen an der Frontplatte ermöglichen, den Kasten vom Balkon aus auf die Halteleisten zu schieben
Als die Segler zurückkamen war alles bereit: 5 schöne Nistplätze, die Erich-Kaiser-CD spielte zu festen Zeiten und die Segler spielten nicht mit. Bis auf einige wenige Anflüge, die aber stets auf den Spalt zwischen den Kästen zielten, passierte hier nichts - und das bei weiter angewachsener Sucheraktivität.

- 2020: noch liegen alle Einflugöffnungen unten
Trotzdem machte ich 2020 alle freien Plätze zwischen den Sparren mit fünf weiteren Kästen dicht. ich baute Verblendungen aus Kunststoffplatten und Styropor, um die Lücken zwischen den Kästen zu schließen. Über die Öffnungen baute ich aus Leisten oder Brettchen wie beim Giebelkasten kleine Regendächer, um sie für die geplanten Besucher unterscheidbarer zu machen. Die Mauersegler kamen zurück und bezogen ihre angestammten Nistplätze. Sooft ich konnte stand ich abends zur Screaming-Party- Zeit vor dem Haus und erfreute mich an den Teilnehmern. Die neue Balkonkastenreihe war allerdings bis Ende Mai für meine Segler irgendwie komplett uninteressant. Mitte Juni dann ganz nebenbei die erste Beobachtung eines Einfluges im mittleren Bereich. in den folgenden Tagen Einflüge in mehrere Kästen auf der rechten Seite, auch mehrere Kämpfe. Im Kasten Nr. 2 (der 2. von rechts, die Zahlen steigen nach links hin weiter an))wurde schließlich eine Spätbrut mit 2 JV erfolgreich großgezogen.
2021 wurden weitere Kästen der Reihe angeflogen. Mir fiel jetzt auf, dass viele Sucher den dunklen Fleck über der Verblendung zwischen den Kästen anflogen. An dieser Stelle, fast auf Höhe der Nistkastenoberkanten, ragen die Sparren etwas über die Verblendung hinaus. in Nr. 2 wurde wieder erfolgreich gebrütet. Auffällig: gefühlt zielten 80% der Sucheranflüge auf dieses Nest. Ob das an der Besiedlung lag oder ob die MS irgendwelche für mich nicht erkennbaren Vorzüge sahen, sei dahingestellt. Auch in Nr. 8 und 9 wurde gebrütet. Ein JV in Nr. 8 flog aus, in Nr. 9 wurde das Nest leider beim Schlupf des ersten von zwei Eiern aufgegeben.
2022 verlegte ich in fünf bisher meist ungenutzten Kästen die Einflugkante an die Oberkante (Nr.1,4,10,14 und 15). Dafür wurden im inneren der besagten Kästen Rampen aus aufgeruhter OSB-Platte gebaut, damit die Bewohner gut zum Ausfliegen kommen könnten. In diesem Jahr flogen in alle Kästen Segler ein, wobei die höher gelegten Einflüge besonders beliebt waren. Selbst die außenliegenden Öffnungen Von Nr. 1 und 15 waren jetzt sehr beliebt. In Nr. 2 wurden drei JV flügge, aber auch in Nr. 1, 4 und 14 traten je zwei ihre erste Reise in den Süden an.

- Das alte Modell von innen mit unten liegender Einflugöffnung

- Das neue Modell von innen gesehen, Rampe zur Aufstieghilfe gut erkennbar
Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass diese Kästen nicht ganz leicht sind und der Einbau schon etwas Kraft verlangt. So habe ich die Kästen in diesem Winter das erste Mal nicht abgenommen, sondern hängenlassen. Damit Stare diese Kästen uninteressant finden, nehme ich im März alle Rückwände ab und setze sie erst bei Ankunft der erwünschten Gäste wieder ein.

- Gern gesehener Gast. Oben ist so eine dunkle Stelle vom Dachsparrenende erkennbar, die die Sucher oft anflogen
Soweit zu meiner Kolonie. sollte sich da noch etwas gravierend ändern, werde ich mich gern melden. Danke für Eure Aufmerksamkeit
Liebe Grüße H.-G.