Teil 2: Der Wandkasten (Liebe auf den zweiten Blick)

- z.Zt. keiner zuhause
2008 baute ich den ersten Kasten vor das Giebelfenster: drei Etagen, aus wasserfester Spanplatte (V100), von innen mit 2cm starken Poystyrol-Platten (Styrodur) gedämmt. Der Fensterlaibung angepasst 69cm hoch, 39 cm breit. die Tiefe betrug 25cm; so konnte ich den ganzen Kasten so gerade durch das Dachfenster wieder hereinholen, falls ich mal nacharbeiten müsste. Das musste ich dann im nächsten Jahr, als ich beschloss, die Öffnungen zu verändern, von rund mit 6cm Durchmesser auf mauerseglertypische 6x 3 cm. Dafür schraubte ich 10 x10 cm große, 16 mm starke Siebdruckplatten vor die runden Öffnungen und spendierte außerdem Nistmulden aus Schaumstoff. Die Segler flogen weiter an den Naturnestern am Nachbarhaus an und ignorierten mein Werk komplett. Durch die aufgeschraubten Siebdruckplatten passte die Konstruktion nur noch mit Mühe durch's Fenster. Im nächsten Jahr strich ich die Siebdruckplattenstücke weiß an (ich musste den Kasten dafür abseilen

). Doch nun schien zumindest leichtes Interesse aufzukommen, hin und wieder hatte ich den Eindruck, dass sie jetzt näher heranflogen

.
2011 konnte ich dann mit Hilfe der Erich-Kaiser-CD endlich die ersten Einflüge und Brutversuch erzielen.
...und baute den jetztigen Giebelkasten...
Da lag er nun im Keller, ein Kandiat für den Sperrmüll

. Eigentlich doch viel zu schade. Wenn man den irgendwie vor die Wand schrauben könnte...
Langer Rede kurzer Sinn: er hängt jetzt wirklich vor der Wand

. Die fehlende Rückwand wurde durch eine mehrere cm überstehende Siebdruckplatte ersetzt, an der er mit zwei Scharnieren auf der rechten Seite befestigt ist. im geschlossene Zustand nimmt eine darunter an der Siebdruckplatte befestigte Leiste einen Teil des Gewichts auf. Von außen brachte ich dünne Kunststoffplatten an, um die Wasserfestigkeit zu erhöhen. Auf das Dach schraubte ich eine dickere Kunststoffplatte, ich konnte den Kasten auf der linken Seite mit einer Flügelmutter öffnen oder verschließen.
Nun musste "nur" noch die Siebdruckplatte an die Hauswand geschraubt und der Kasten an den Scharnieren davorgehängt werden. Der Feine Unterschied zwischen Theorie und Praxis hat mich hier voll erwischt. Ich wusste, dass der Kasten schwer war, aber so schwer

.Statt der geplanten acht bis neun Meter hängt der Kasten nun Knapp sechs Meter hoch. Viel zu tief für Mauersegler, aber da hatte ich ja immerhin ein brütendes Paar im Giebelkasten und sogar noch fünf freie Plätze. Für Stare aber doch sicher gut.
Ab dem nächsten Frühling nahm ein Starenpaar den Kasten an. Sie brüteten immer in der unteren oder oberen Kammer, die mittlere benutzten sie nie. Das wird wohl daran gelegen haben, dass ich vor dem Aufhängen kleine Schleusen ähnlich einer Starensperre von innen vor die Einflüge gebaut hatte, die verhindern sollten, dass ein Beutegreifer da hineinfasst. In der Mitte habe ich wohl zufällig genau die Maße einer Starensperre getroffen (ich kannte die damals noch gar nicht). Im Winter übernachteten öfters auch Meisen in dem Kasten. Sie neigten dazu, die Dämmung anzupicken und auch die Schaumstoff-Nistmulden veränderten sie durch Zerlegung in kleine Flöckchen.

- Wandkasten geöffnet,Die Meisen scheinen die Dämmung nicht zu lieben. Das Dach muss zum Öffnen gedreht werden.
Ab 2017 bekamen die Stare Konkurenz. Sie hatten bereits einmal erfolgfreich im unteren Teil gebrütet, als die Mauersegler zurückkehrten und trafen nun Vorbreitungen für eine zweite Brut in der oberen Kammer. Überrascht sah ich eines abends einen Mauersegler in die mittlere Öffnung einfliegen, kurz darauf auch Anflüge auf die beiden anderen Etagen. Die Stare versuchten zwei Tage lang erfolglos, den Kasten zu verteidigen, indem sie sich auf alles stürzten, was ihrem Kasten näher als 2m kam. Am Ende schien man sich zu arangieren - Stare oben, MS in den beiden Kammern darunter. Ein paar Tage später waren die Stare aber nicht mehr da und die Segler nutzten auch die obere Etage, wenn auch nur eine kurze Zeit. In den beiden unteren Kammern wurden 1 und 2 Jungvögel flügge, im oberen Nest fand ich beim Reinigen im Frühjahr 2018 einen mumifizierten Star, mit Nistmaterial ganz in die Ecke gedrückt.

- Reinigungseinsatz
Seit 2018 verschließe ich die Einflüge dieses Kastens vor der Brutzeit der Stare mit Schaumstoffpropfen um eine Wiederholung des Dramas zu verhindern. Bis heute wird seit 2018 in jeder Kammer gebrütet. Der Kasten scheint zeitweise noch beliebter als der Giebelkasten zu sein.
Inzwischen sind darin neue Nistmulden plaziert und jede Kammer hat inzwischen auf der Rückseite ein "Geländer" aus Maschendraht, damit beim Öffnen des Kastens keine JV aus dem Kasten fallen.

- Noch keine volle Sonne, aber volle Action
Der Wandkasten ist mein einziger Kasten, der ab ca. 13:30 Uhr volle Sonne bekommt. Bisher hatte ich dort noch keine Hitzeopfer zu beklagen. Am extrem heißen 19. Juli 2022 erschienen die fast erwachsenen Jungvögel gelegentlich am Eingang, aber ohne zu hecheln. Ich hatte schon überlegt, den Kasten hinten einen Spalt zu öffnen, um für Frischluft zu sorgen. In der kommenden Saison werde ich die Temperatur kontrollieren.
2022 flogen hier 9 Jungvögel aus.
Die Stare bekamen einen neuen Dreier-Kasten, der aber inzwischen auch neue Liebhaber gefunden hat....
Fortsetzung folgt
