Re: Umweltschutz
Verfasst: Mi 30. Dez 2020, 21:27
Forstwirtschaft im Umbruch?
Die Borkenkäfer-Kalamität hat hier (und andernorts) das Landschaftsbild verändert.
Abgestorbene Fichten, wohin das Auge schaut. Es wird mächtig geholzt in den Wäldern und Kahlflächen machen sich breit.
Ich nehme es auch mit den Ohren wahr, dass der Wald nicht mehr da ist. An unserer Kleinstadt läuft die Autobahn über einen Höhenzug entlang. Der Stadtkern liegt in einer Senke. Auf dem Höhenzug gegenüber wohne ich. Die AB läuft Luftlinie 2 bis 3 km weg. Der Schall wird jetzt ungebremst zu mir herüber getragen. In einem Nachbarort wird jetzt Wasser aus dem Rhein der Bevölkerung angeboten. Das Gezeter ist groß. Elektrogeräte hätten schon den Geist aufgegeben, weil das Wasser zu hart sei. Auf der Höhe ist der Grundwasserspiegel beträchtlich gesunken. Drei Jahre haben das bewirkt.
Die Bevölkerung reagiert vorausschauend, öffentliche Bäder müssen in den Zeiten schließen. In immer mehr Haushalten sehe ich jetzt Swimming-Pools stehen.
Der Ruf nach klimarestistenten Baumarten bei Neuaufforstung wird immer lauter.
Das hat Folgen für heimische Insekten und Vogelwelt, weil Bäume Nahrungsquelle mit ihren Früchten und Samen sind.
Von den Forstleuten wurde immer nachhaltiges (vorausschauendes) Handeln verlangt.
Von Bestandsgründung bis zum Erntehieb gehen womöglich vier Generationen ins Land. Ihre Denke ist aber auch dem Zeitgeist untergeordnet. Seit dem 17. Jahrhundert wurde die Fichte immer stärker angepflanzt, auch in Böden, die ihr gar nicht behagen. Die Folge: verheerende Windwürfe. Noch immer wurde im Waldbau nichts umgestellt. Das hat auch mit der Sägeindustrie zu tun, deren Produktivität durch Einsatz neuer (Säge-) Technologie einen enormen Bedarf signalisierte.
Noch in den 60zigern wurde jede geschlagene Fichte im Wald mit einem Schäleisen entrindet. Dadurch vermied man Käferbefall (geschlagene Fichte in Rinde sind Futter für den Käfer, dieses Holz ist als Bauholz nicht verwertbar). Die Sägeindustrie orderte in Rinde (um Schälkosten zu sparen).
Der Forst griff bei dem Mengenbedarf in die Chemiekiste und brachte Lindan auf die Polter aus.
In Kulturen wurde Ripcord 40 ausgebracht.
Anfangs ging man damit recht sorglos um, bis Arbeiter erkrankten. Ein Sündenfall der Forstwirtschaft. Spätestens in den 70-zigern wurde klar, dass der Borkenkäfer die Fichte eliminieren könnte. Man setzte Pheromonfallen ein, um die Population einschätzen zu können und reagierte mit entsprechendem Einschlag.
In den letzten Jahren habe ich eine deutliche Zurückhaltung bei dem Fichteneinschlag hier gesehen.
Erklärtes politisches Ziel war der Waldumbau hin zu Mischwäldern.
Ich erinnere mich an einen Fernsehauftritt eines Forstamtsleiters. Der erklärte die Fichte schon vor Jahren zur einer aussterbenden Baumart.
Es ist denkbar, dass die Forstwirtschaft mit einer Verknappung des Angebotes auf den Preis Einfluss nehmen wollte und zu zögerlich mit dem Einschlag war. Der Nachweis ist nur schwer zu erbringen.
Die Klimaveränderung hat der Forst nicht zu verantworten auch die Anpflanzung geschah oft auf kommunalen Druck.
@Markus hat sich darüber gewundert, dass die Fichte immer noch angebaut wird.
Es mag Standorte geben, wo sie gedeihen kann. 39 Vogelarten wurden auf der Fichte beim Verzehr von Samen und Früchten gezählt, übertroffen wird sie nur von Vogelbeere (63) und Vogelkirsche (48). Auch die Rote Waldameise ist auf Fichtenbestände angewiesen, davon lebt Schwarz- und Grünspecht.
Gruß Maddin
Die Borkenkäfer-Kalamität hat hier (und andernorts) das Landschaftsbild verändert.
Abgestorbene Fichten, wohin das Auge schaut. Es wird mächtig geholzt in den Wäldern und Kahlflächen machen sich breit.
Ich nehme es auch mit den Ohren wahr, dass der Wald nicht mehr da ist. An unserer Kleinstadt läuft die Autobahn über einen Höhenzug entlang. Der Stadtkern liegt in einer Senke. Auf dem Höhenzug gegenüber wohne ich. Die AB läuft Luftlinie 2 bis 3 km weg. Der Schall wird jetzt ungebremst zu mir herüber getragen. In einem Nachbarort wird jetzt Wasser aus dem Rhein der Bevölkerung angeboten. Das Gezeter ist groß. Elektrogeräte hätten schon den Geist aufgegeben, weil das Wasser zu hart sei. Auf der Höhe ist der Grundwasserspiegel beträchtlich gesunken. Drei Jahre haben das bewirkt.
Die Bevölkerung reagiert vorausschauend, öffentliche Bäder müssen in den Zeiten schließen. In immer mehr Haushalten sehe ich jetzt Swimming-Pools stehen.
Der Ruf nach klimarestistenten Baumarten bei Neuaufforstung wird immer lauter.
Das hat Folgen für heimische Insekten und Vogelwelt, weil Bäume Nahrungsquelle mit ihren Früchten und Samen sind.
Von den Forstleuten wurde immer nachhaltiges (vorausschauendes) Handeln verlangt.
Von Bestandsgründung bis zum Erntehieb gehen womöglich vier Generationen ins Land. Ihre Denke ist aber auch dem Zeitgeist untergeordnet. Seit dem 17. Jahrhundert wurde die Fichte immer stärker angepflanzt, auch in Böden, die ihr gar nicht behagen. Die Folge: verheerende Windwürfe. Noch immer wurde im Waldbau nichts umgestellt. Das hat auch mit der Sägeindustrie zu tun, deren Produktivität durch Einsatz neuer (Säge-) Technologie einen enormen Bedarf signalisierte.
Noch in den 60zigern wurde jede geschlagene Fichte im Wald mit einem Schäleisen entrindet. Dadurch vermied man Käferbefall (geschlagene Fichte in Rinde sind Futter für den Käfer, dieses Holz ist als Bauholz nicht verwertbar). Die Sägeindustrie orderte in Rinde (um Schälkosten zu sparen).
Der Forst griff bei dem Mengenbedarf in die Chemiekiste und brachte Lindan auf die Polter aus.
In Kulturen wurde Ripcord 40 ausgebracht.
Anfangs ging man damit recht sorglos um, bis Arbeiter erkrankten. Ein Sündenfall der Forstwirtschaft. Spätestens in den 70-zigern wurde klar, dass der Borkenkäfer die Fichte eliminieren könnte. Man setzte Pheromonfallen ein, um die Population einschätzen zu können und reagierte mit entsprechendem Einschlag.
In den letzten Jahren habe ich eine deutliche Zurückhaltung bei dem Fichteneinschlag hier gesehen.
Erklärtes politisches Ziel war der Waldumbau hin zu Mischwäldern.
Ich erinnere mich an einen Fernsehauftritt eines Forstamtsleiters. Der erklärte die Fichte schon vor Jahren zur einer aussterbenden Baumart.
Es ist denkbar, dass die Forstwirtschaft mit einer Verknappung des Angebotes auf den Preis Einfluss nehmen wollte und zu zögerlich mit dem Einschlag war. Der Nachweis ist nur schwer zu erbringen.
Die Klimaveränderung hat der Forst nicht zu verantworten auch die Anpflanzung geschah oft auf kommunalen Druck.
@Markus hat sich darüber gewundert, dass die Fichte immer noch angebaut wird.
Es mag Standorte geben, wo sie gedeihen kann. 39 Vogelarten wurden auf der Fichte beim Verzehr von Samen und Früchten gezählt, übertroffen wird sie nur von Vogelbeere (63) und Vogelkirsche (48). Auch die Rote Waldameise ist auf Fichtenbestände angewiesen, davon lebt Schwarz- und Grünspecht.
Gruß Maddin