Das wird nicht ganz einfach! Wahrscheinlich müsste das Rotschwänzchen gefangen und in eine Auffangstation gebracht werden. Das kann man aber leider nicht mal eben so machen - und ob es in diesem Fall überhaupt erlaubt ist, weiß ich nicht einmal.
Unterstützung durch Füttern? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Rotschwänzchen die im Handel angebotenen Weichfutterfresser- Mischungen (oft als "Fettfutter" bezeichnet) annehmen. Natürlich kannst Du eine kurze Zeitspanne mit Mehlwürmern überbrücken. Danach müsstest Du aber auch andere Insekten anbieten, wie sie im Terrarienfachhandel ja auch zu bekommen sind (z.B. Grillen, Heimchen, Obstfliegen oder Wachsmottenlarven). Das würde dann allerdings - gelinde gesagt - ein ziemlich teures Unterfangen. Dazu kommt das Problem, dass bei Futterangebot unter freiem Himmel andere das Angebot wahrscheinlich vor dem RS entdecken würden. Gerade Meisen sind da sehr findig und würden sich sicher freuen, eventuell aber auch Amseln, Sperlinge oder überwinternde Stare. Zumindest Kohlmeisen können aber auch so dominant auftreten, dass der eigentliche Adressat überhaupt nicht zum Zuge kommen würde.
Vielleicht ist es möglich, Futter, wie z.B. Mehlwürmer, zuzuwerfen, wenn Du nah genug herankommst. Da RS stark auf Bewegungen kleiner Gegenstände reagieren, besteht sogar eine gute Chance, dass der Kleine das Futter erkennt. Die Bewegung des werfenden Armes wird er aber auch wahrnehmen und wahrscheinlich davon in die Flucht geschlagen. Natürlich könntest Du auch Futter mit einem dünnen Plastikrohr oder -schlauch wie mit einem Blasrohr verschießen. Nicht wirklich appetitlich, aber wohl besser als werfen. Hier könnte das Zischen beim "Schuss" kontraproduktiv sein (aber bitte nicht inhallieren


Leider fallen mir keine besseren als diese eher kurzfristigen Lösungsansätze ein. Ich glaube, dass ich ganz gut verstehen kann, wie es Dir mit dem RS geht. Ich hatte vor zwei Jahren bei einer Schneephase mit z.T. zweistelligen Minusgraden plötzlich eine Mönchsgrasmücke am Futterplatz, die zuerst nur Äpfel pickte, was mir kaum ausreichend erschien. Da war ich schon sehr dankbar, dass sie nach ein paar Tagen auch das Fettfutter annahm und die Kältephase von mehr als 10 Tagen auch überstanden hat. Da Mönchsgrasmücken gern Früchte fressen war das aber auch leichter als bei RS, die meines Wissens reine Insektenfresser sind.
Zuletzt bleibt die Frage, ob es gut ist, in diesem Fall einzugreifen. Gesetzt, das RS würde nur durch Deine Hilfe den Winter in Deutschland überstehen, hätte es als erster im Brutgebiet sogar einen Vorteil gegenüber den Heimkehrern aus dem Süden. Sollte aber seine Reiseunlust genetisch bedingt sein, ist damit zu rechnen, dass auch einige seiner Nachkommen dieses Problem vererbt bekommen. Und wer hilft dann denen???
Tatsächlich würde ich aber zu helfen versuchen, in der Hoffnung, dass sich das RS bald auf den Weg macht und mit etwas Glück seine verspätet angetretene Reise erfolgreich beendet. Immerhin befinden sich noch weitere Artgenossen in Deutschland (z.B. bei Dir in der Nähe in Oelsnitz - Quelle Ornitho.de). So gehe ich aber auch davon aus, dass beim Hausrotschwanz der späte Wegzug öfter vorkommt. Wahrscheinlich habe auch ich heute bei einem Spaziergang in der Senne noch einen gesehen. Da geht's mir bei den Rotschwänzchen ein bisschen wie zuletzt bei den Freiburger Alpenseglern: Ich hoffe, sie wissen, was sie tun.
Liebe Grüße H.-G.