Sonntag, 29. Juni 2014, 19:12
Mehlschwalben und Schwalbenturm
Schwalben schmähen teures Haus
HausManja Wilde, Sonja Jenning und 10.03.2012 15:32 Uhr
Red. Fürstenwalde,
fuerstenwalde-red@moz.de
Schöneiche, Heinz Müller vor dem Schwalbenhaus in Schöneiche
© MOZ
Schöneiche (MOZ) Die Mehlschwalbe steht in der Vorwarnliste bedrohter Arten. Dennoch wurden jüngst 70 Nester am Klinikum Bad Saarow abgeschlagen, in Schöneiche waren es vor einigen Jahren rund 50 allein an einer Siedlung. Die aufgestellten Schwalbenhäuser hält NABU-Kreisvorsitzender Heinz Müller für nutzlos.
Die Wohnungen sind nagelneu und bezugsfertig - aber sie stehen leer. Und das seit Jahren. Zwar fliegen die Schwalben suchend an den Häuserwänden der Siedlung des Beamten-Wohnungs-Vereins in Schöneiche entlang. Doch in das Schwalbenhaus wollen sie nicht. Heinz Müller umkreist die Siedlung. Sein Blick wandert die Dachüberstände entlang. An allen Kanten hängen Netze. "Furchtbar", sagt der Naturfreund. "Seit 1995 nahm der Bestand der Brutvögel um die Hälfte ab", weiß er. Dennoch werden Nester in großem Umfang abgeschlagen.
70 bis 80 Brutstätten seien unlängst am Klinikum Bad Saarow entfernt worden, weiß Müller. "Aus hygienischen Gründen hatten wir bei der Unteren Naturschutzbehörde den Antrag gestellt, Nester an den Fenstern von Patienten- und Behandlungszimmern zu entfernen", sagt Klinikumssprecherin Anja Paar. Im Dezember sei die Genehmigung eingetroffen. Dass sich die Vögel erneut an den Fenstern ansiedeln, sollen Spikes verhindern.
Wie es das Gesetz vorschreibt, sorgte das Klinikum für Ausgleich. Ein Schwalbenhaus und künstliche Nester an leer stehenden Gebäuden sollen die verlorenen Brutstätten ersetzen.
Müller glaubt nicht, dass die Tiere das Haus annehmen. Er verweist auf das seit Jahren leer stehende Haus in Schöneiche. Woran das liegt? Oft werde der Standort falsch gewählt, sagt Müller. Die Schwalbe siedelte früher an Felsklippen, dann an Häusern. "Sie braucht Masse." Zudem riechen die Betonnester anders als die Lehmhäuser der Schwalben. Außerdem sei es der Trieb der Tiere, zu bauen. Und letztlich gebe es Hygieneprobleme, weil die Betonnester nicht abfallen. "Da wären dann ewig Schwalben-Wanzen drin."
Elke Bröske, die das Objekt des Beamten-Vereins in Schöneiche betreut, ist auch traurig, dass die Schwalben das neue Haus schmähen. 10 000 Euro hat sie 2005 dafür bezahlt, weitere 40 000 Euro, um erst Spikes und später Netze um die Gebäude zu ziehen. An den Dächern hätten die Tiere nicht bleiben können. Im Anflug hätten sie Wände bespritzt und ansonsten Fensterbretter mit Kot übersät. Hinweise, wie sie das Schwalbenhaus beleben könne, gibt es auch. Elke Bröske hat eine Geräusch-CD bekommen, die die Tiere anlocken soll. Sie weiß nur nicht, wo sie das Abspielgerät anbringen soll.
Fast ein Jahr ist es her, dass auf Betreiben des Tierarztes Klaus Einhorn ein Schwalbenhaus auf dem Gelände des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Fürstenwalde errichtet wurde. Für Einhorn ist dies ein Beitrag zum Art-Erhalt. Der Bedarf, Ersatznistplätze zu schaffen sei hoch. Er habe vorab Erkundigungen eingeholt und erfahren, dass das Domizil am Hotel Arosa Scharmützelsee in Bad Saarow gut angenommen werde. Dass dies auf dem Schleusengelände 2011 nicht der Fall war, habe am Wetter gelegen, so Einhorn. "Es war viel zu nass, die Tiere kamen sehr spät und flogen recht früh wieder fort." Zudem fanden die Elterntiere kaum Insekten, so dass die Brut vor Hunger aus den Nestern fiel. Einhorn betont, dass die künstlichen Nester abnehmbar seien und nach der Saison gereinigt werden können.
Auch Tobias Dürr von der staatlichen Vogelschutzwarte weiß, dass es "durchaus Nester gibt, die gut angenommen werden". Er räumt aber ein, dass es generell wenig Erfahrung damit gibt.
Heinz Müller plädiert eher dafür, "dass die Menschen die Natur der Schwalben akzeptieren." Ein Brett unter den Nestern würde reichen, um den Kot aufzufangen. Um Anreize für den Erhalt der Nester zu schaffen, legt der NABU eine neue Aktion auf. "Schwalbenfreundliches Haus", heißt sie. Mit einer Plakette sollen Leute ausgezeichnet werden, die die Tiere an ihren Häusern dulden. In drei, vier Wochen, wenn die Schwalben kommen, soll sie starten.
Der Artikel bringt es auf den Punkt. Schwalben sind vom Aussterben bedroht und lassen sich auch nicht so einfach neu ansiedeln. Die Untere Naturschutzbehörde hat für mich total versagt! Der Artikel ist schon 2 Jahre alt, aber trotzdem lesenswert.
Marcel