Fragen und Antworten rund um den Mauersegler, Vorstellung von Projekten und Kolonien
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Andreas
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Kämpfe bei Mauerseglern

Beitrag von Andreas »

Hallo zusammen,

es spielen sich ja doch ab und an Kämpfe in den Nistkästen der Mauersegler ab in folgenden Situationen:
  • Bereits etablierte Vögel fliegen versehentlich in das falsche Flugloch ein.
  • Bei Ankunft der Mauersegler kommt der Partner verspätet, ein neuer Partner wurde bis zur Ankunft gefunden und der neue/alte kämpfen dann aus, wer bleibt.
  • Sucher fliegen in bereits besetzte Kästen ein.
Besonders im zweiten Fall können diese Kämpfe auch mal sehr heftig ausfallen, sich über mehrere Stunden hinziehen, auch Verletzungen sind möglich bis selten zum Tod eines der Kontrahenten.

Dieses Jahr kam es bei mir zu Kämpfen mit Suchern. Kämpfe gab es jeweils einen Tag lang pro bereits besetztem Kasten, das Verlobungspaar hat sich aber relativ schnell für einen leeren Kasten entschieden so wie es scheint. Die alten Paare sind zwar etwas zerrupft, haben aber ansonsten die Kämpfe ohne Verletzungen überstanden und auch die Eier sind in den Nestern geblieben.

Bislang habe ich die Kämpfer meist getrennt, wenn der Kampf sehr lange dauerte. Dieses Jahr habe ich (so gut wie :roll: ) nicht eingegriffen, damit die Verhältnisse geklärt werden konnten. Meine Hypothese: Nimmt man die kämpfenden Vögel aus dem Kasten, ist keiner unterlegen und es kommt immer wieder zu Einflügen und damit zu Kämpfen. Wie sind Eure Erfahrungen damit?
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traudich
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Re: Kämpfe bei Mauerseglern

Beitrag von traudich »

Hallo Andreas,
obwohl deine Annahmen, dass, wenn Kämpfe untereinander ausgetragen werden, die Situation für selbige geklärt wäre logisch erscheint, kann ich sie dennoch nicht bestätigen. Denke dass der Grund warum sie in einen bestetzten Kasten einfligen, maßgeblich dazu beträgt wie lange und intensiv die Kämpfe sind.
Konnte bei uns nicht feststellen, dass mein Eingreifen oder auch Nichteingreifen Einfluss auf das weitere Verhalten des Eindringlings hatte.
LG
Nistk.: 39 (alle mit 🎥)
erw.: 44, angek.: 54
Brutpaare: 26 -2
Eier: 75 -8
Küken:67 -2
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VP: :1 +2 Handaufzucht:
total Ausflug der JV seit 2013: 238 Adoptivk. seit 2020: 56
Tini
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Re: Kämpfe bei Mauerseglern

Beitrag von Tini »

Da tendiere ich auch zu der Theorie, dass mancher komplett ausgefochtene Kampf für klare Verhältnisse im Kasten sorgt. Ich habe lediglich einmal versucht zwei ineinander verkrallte Segler zu trennen. Das ist mir nicht gelungen, ich wollte keinen von beiden verletzen. Letztendlich habe ich diese dann nur in einen unbesiedelten Kasten verfrachtet um die frisch gelegten zwei Eier nicht zu gefährden. Die Brut wurde dann auch erfolgreich durchgezogen.

Ich denke, dass sich ein Kampf individuell entwickelt und nicht unbedingt von der Konstellation abhängt. Gelingt es schnell den Gegner niederzuringen und zum Einflug zu bugsieren geht es schnell. Sind sie erst einmal in Seitenlage ineinander verkrallt dauert es Stunden.
Herzliche Grüße
Tini 😊

Weidach: 11 Kästen / 1 Naturnest / 9 belegt / 8 Bruten / 22 Eier / 20 Jungvögel
Blaubeuren 1: 3 Kästen / 3 belegt / 3 Bruten / 8 Eier / 5 Jungvögel
Blaubeuren 2: 6 Kästen / 6 belegt / 5 Bruten / 12 Eier / 10 Jungvögel
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H.-G.
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Re: Kämpfe bei Mauerseglern

Beitrag von H.-G. »

In seinem Artikel über die Geschlechtsbestimmung von MS hatte Erich Kaiser bereits darauf hingewiesen, das Segler, wenn sie kämpfend aus dem Kasten entnommen werden, oft kurz nach ihrer Freilassung wieder kämpfend im Kasten gefunden werden, wohl um dort die Sache zu Ende zu bringen. Er beschreibt auch, dass Segler beim Kämpfen stets die Augen fest geschlossen halten und dass es daher nicht zur Aufgabe des Nistplatzes kommt, wenn die Segler mit der Hand entnommen werden.
http://www.mauersegler.klausroggel.de/m ... rtikel.htm
Soweit die Theorie. (Was die Geschlechtsbestimmung über die Rufe der Segler betrifft, so ist da sicher noch Klärungsbedarf, wenn ich @Wächter richtig verstehe).
In meiner Kolonie beschränkte sich meine Wahrnehmung von Kämpfen bisher weitgehend auf die Sichtung von Seglern, die nach verlorenem Kampf vom Sieger im Kasten so festgehalten wurden, dass ihr Körper halb aus dem Einflug ragte. Sie versuchten dann, irgendwie freizukommen, was schon mal eine Viertelstunde oder mehr dauern konnte. Für den Verlierer eine absolut hilflose Lage, für Beutegreifer praktisch eine Einladung.
2013 erlebte ich das erste Mal so einen Kastenhänger im Giebelkasten. Ich trennte damals die Kämpfer - der befreite Verlierer flog davon - und ließ den Gewinner im Kasten zurück. Das neuere der beiden Nester wurde mit drei Eiern aufgegeben. Ich habe das auf Fehleinflug und verlorenen Kampf zurückgeführt, wurde aber das Gefühl nie so ganz los, dass auch mein Eingreifen eine Rolle gespielt haben könnte.Seitdem habe ich mich bewusst zurückgehalten.
2022 habe ich im Forum das erste Mal über Kämpfe mit tödlichem Ausgang gelesen. Und nun kamen in diesem Jahr die Kameras hinzu.
Ich werde mich weiter sehr zurückhalten. Im Ernstfall wüsste ich ja noch nicht einmal, ob ich dem Besitzer oder dem Angreifer helfe ;( .
Inzwischen habe ich mehrere Kämpfe über Aufzeichnungen der Kameras zurückverfolgt. Sie beginnen fast immer sehr heftig, werden dann von langen, statischen Phasen abgelöst, in denen die Kontrahenten unbeweglich, meist einer auf dem Rücken liegen und sich immer wieder mal mit den Schnäbeln bearbeiten. Zu Anfang der Saison dauerten die Kämpfe nur wenige Minuten, spätere bis zu drei Stunden (wobei ich weiß, dass auch deutlich längere Kämpfe bekannt sind).
Am 23. Mai kam es im Balkonkasten 4 zu einem schweren Kampf. Der Kasten war vor wenigen Tagen entdeckt worden, der Segler hatte noch keinen Partner. Gegen ca 21:25 Uhr sah ich einen zweiten Segler einfliegen. Ich freute mich schon, aber als ich mit der Kamera nachsah, fand ich eine heftige Auseinandersetzung vor. Es gab auch ich hier Abschnitte mit wildem Geflatter, dann wieder Pausen. Gegen 21:45Uhr Stillstand. Ein Segler lag merkwürdig verdreht auf dem anderen. Die Kamera zeigte 90 Minuten keine einzige Bewegung auf. Gegen 23:15 Uhr waren meine Sorgen so groß, dass ich beschloss, beide Segler aus dem Kasten zu nehmen. Sie sollten ggf je in einem leeren fremden Kasten übernachten, wenn's überhaupt beiden noch gut genug ging. Beim Griff in den Kasten ließen die beiden voneinander ab. Einen hatte ich in der Hand, der zweite flog in die Dunkelheit. Ich setzte den ergriffenen Segler sehr vorsichtig in Kasten 12 - trotzdem verschwand auch der kurz darauf in die Nacht. Ich ging da mit dem Gefühl zu Bett, vielleicht beiden nur geschadet zu haben. Kasten 4 erhielt am nächsten Morgen Kurzbesuch und wurde dann bis zum 26.5. gemieden.
Ich habe den Eingriff schnell bereut. Zum Glück waren beide Segler wohlauf. Damit war mein Eingriff aber auch überflüssig. So werde ich weiter nur sehr, sehr restriktiv in Kämpfe eingreifen. Da bleibt die stille Hoffnung, dass die das selber klären. Sicher kann und werde ich mit dem Ergebnissen nicht immer zufrieden sein und ich hoffe, dass "Wurfeier" mein größtes Problem bleiben.
Aktuell sind sie übrigens friedlich.
LG H.-G.
30 + 4 Nistplätze, 19 Kameras
2022: 42 JV in 16 Nestern, 3 Brutaufgaben
2023: 48 JV in 19 Nestern, 2 JV tot
2024: 26 von 34 Plätzen belegt, 56 JV/23 Nester, 3 VPs