Mauersegler-Forum.de

[Frank]

Vielleicht kann man das Nest vorsichtig mit einem Flambierbrenner "behandeln" und die Parasiten ausräuchern?
Auf jeden Fall nen Mundschutz aufsetzen, Autos entfernen und nen Feuerlöscher und nen Eimer Wasser parat stellen!!!
Vielleicht ist der Vorschlag auch zu gewagt...

Gruß Frank

[H.-G.]

Vielleicht kann man das Nest vorsichtig mit einem Flambierbrenner "behandeln" und die Parasiten ausräuchern?

Bitte nicht!!!
Wie Du, Frank, ja schon selber bemerkt hast, ist das schon aus Brandschutzgründen nicht ganz ohne. Aber auch das Nest selber würde dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit leiden und die von den Schwalben selber gebauten Anteile nachhaltig geschädigt werden. Rauchschwalben bauen - wenn ich das richtig beobachtet habe - immer auch Gras- und Strohhalme in das Nest mit ein. Diese wirken ähnlich wie die Stahlmatten im Stahlbeton: sie halten die aus Erde gebaute Nestkonstruktion zusammen, wenn kleinste Risse entstehen. Wenn diese Halme verbrennen oder durch Hitze brüchig werden, besteht die Gefahr, dass das Nest irgendwann instabil wird, wobei die Chance leider groß ist, dass das erst passiert, wenn die Schwalben wieder vor Ort sind.
Ich stehe Insektiziden insgesamt sehr kritisch gegenüber. Eine sehr sparsame und gezielte Anwendung halte ich aber für vertretbar. Gerade, wenn jetzt damit desinfiziert wird, besteht m.E. für die Schwalben kein Risiko. Gefährlich könnte es aber für Insekten (z.B. Tagfalter) oder Spinnen werden, die in der Nähe eines behandelten Nestes überwintern wollen. Da sollten wir auch im Sinne von Schwalben und MS darauf achten, das Insektensterben nicht noch durch unvorsichtige Umgang mit besagten Mitteln anzuheizen. Deshalb kann es sehr sinnvoll sein, Rauchschwalbennester nach einer solchen Behandlung mehrere Wochen abzuhängen und Mehlschwalbennesster und Seglerkästen so lange zu verschließen. Als Mittel fallen mir Ardap®, Spruzit und ein Präparat auf Geraniol- Basis ein.
Sicher kann man auch Nest oder Nestmulde für längere Zeit bei 50°C in den Backofen packen. Diese eher niedrigen Temperaturen zerstören da wohl noch nichts. Sie müssen aber " ganz durch" erhitzt werden. Bei nicht abnehmbaren Nestern geht das aber eben nicht und das Hygieneempfinden unserer Mitbewohner könnte dadurch auch (verständlicherweise) überstrapaziert werden.
Gerade nach den schlechten Nachrichten der letzten Tage halte ich es für unverzichtbar, dass insbesondere die zurückkehrenden Schwalben im nächsten Jahr optimale Brutbedingungen vorfinden.
Etwas Zeit haben wir ja noch.
Liebe Grüße H.-G.

[Frank]

​​ Dankeschön @H.-G.!
Da hast du sicher vollkommen recht!
Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm, daß in Rauchschwalbennestern ja Gras/Strohhalme als Bewehrung eingebaut sind.
Ich bin jetzt nur von den Kunstnestern aus Holzbeton ausgegangen.
Irgendjemand hatte das hier schon mal bei den Kunstnestern für Mehlschwalben mit der Heißluftpistole empfohlen.
​Dann lieber für die Nester von Hermine jetzt gleich eine Insektizidbehandlung.
Ich lege meine Kunstnester sicherlich nicht zur thermischen Reinigung in die Backröhre... ​
Ich werde meine Nester nach wie vor mit 60 Grad heißem Wasser und Druck abspritzen.
Da geht zwar die Einflugverkleinerung aus Lehm verloren, aber das können die Schwalben im nächsten Jahr schnell wieder reparieren.
Muß eh erst mal schauen, wie groß der Befall in diesem Jahr war. Von außen sieht es jedenfalls nicht so lustig aus. Ansonsten werde ich wohl kurz vor der Rückkehr im Frühjahr noch etwas Kieselgur einbringen müssen.

Gruß Frank

[Hermine]

Vielen Dank für eure HInweise @ Stefan_H und H.-G. - ich konnte es mir schon denken, dass an selbstgebauten Nestern (oder Teilen davon) nix gemacht werden sollte. Habe da noch den Fingerzeig von Kaninchenzüchter in Erinnerung.

Während ich hier schreibe, kann ich durch das Fenster mindestens zehn Jungschwalben sehen. Draußen scheint herrlich die Sonne, sie ziehen ihre Kreise und setzen sich zum wärmen auf die Stromleitungen. Mein Herz wird richtig warm ob der widrigen Bilder über die unzähligen toten Tiere. Es sind junge Rauchschwalben. Bin vorhin rausgegangen, um zu prüfen, ob der Franzl dabei ist. Dieser war vor drei Tagen spontan an seinem Nest. Da ich die Kamera noch on habe, wurde ich benachrichtigt. Meine Güte war ich glücklich, ihn zu sehen. Wie auch diese Jungschwalben sah auch er tüchtig dünn aus. Er blieb eins zwei Stunden, putze sich ... flog über unseren Garten und zwitscherte sogar. Man muss ne Menge Geduld haben und auf das Unerwartete gefasst sein

Bei uns wurde an diesem Tag der Acker/ die Felder mit Gift behandelt. Das fand ich unmöglich angesichts der prekären Lage. Ich habe den Fahrer an den Rand gebeten. Er kam und meinte, dass er Erdflöhe habe. Ich bat ihn, das Spritzen zugunsten der Schwalben zu verschieben. So ausgehungert wie sie sind, sollten sie nicht noch den Gifttod finden. Die Insekten fliegen nur ab einer bestimmten Temperatur und sie sind dringend darauf angewiesen, zudem sie noch ihre lange Flugreise vor sich haben.

Er roch tüchtig nach Alkohol, ob er wusste, was er da tut? Ist das eigentlich noch erlaubt? Jetzt Insektizide auszubringen? Jedenfalls meinte er, er wird das mit seinem Chef besprechen und fuhr weg.

Mit dem herrlichen Anblick dieser wunderschönen Tiere grüße ich euch und wünsche euch ein schönes Wochenende.