Guten Abend zusammen
Das, was Stefan über die Kolonie schreibt, gilt sogar für Paare. Auch die reisen außerhalb der Brutzeit völlig unabhängig voneinander. Ich habe irgendwo einen Bericht über ein besendertes Paar der Autobahnbrückenkolonie in Olpe gelesen. Da trennten sich die Partner schon direkt nach der Brut. Wenn ich mich richtig erinnere, flog einer der Partner bis Zentralafrika, während der andere sogar bis Südafrika kam. Sie kamen im darauf folgenden Jahr aber fast zeitgleich wieder am Nistplatz an. So kann man davon ausgehen, dass der Nistplatz der wichtigste Punkt im Leben eines erwachsenen MS ist. Auch die Treue der Paare wird wohl stark über diesen Platz gesteuert.
Heute fiel mir noch etwas anderes ein: Mauersegler können gar nicht vor dem Winter fliehen, da sie ja gar nicht wissen können, was eigentlich genau "Winter" ist. Keiner von ihnen bekommt den je zu sehen und auch die Wenigen, die vielleicht durch Irrflüge irgendwann zufällig einmal Kontakt zur kalten Jahreszeit in Europa hatten, können es den anderen ja nicht mitteilen. Für MS ist immer irgendwie Sommer, da sie sich da aufhalten, wo es warm genug für Futterinsekten ist. Um so erstaunlicher finde ich es, dass sie auch ohne dieses Wissen so sicher und zielgerichtet aufbrechen, als wenn sie wüssten, wie sich die Welt nach der Brutzeit in Europa ändert. Wir neigen dazu, Triebe als einen primitiven Antrieb im Leben zu betrachten. Abgesehen davon, dass das viel zu vereinfacht ist, finde ich es erstaunenswert, wie in diesem Fall der Zugtrieb ein Lebewesen sicher durch sein Leben bringen kann. Ein MS braucht keine schlauen Bücher lesen oder auf alte Traditionen zurückgreifen - er kann es einfach! Und das ist für mich eines der vielen Wunder des Lebens. Ich halte uns für sehr privilegiert, dass wir ihm dabei hin und wieder zusehen dürfen.
Liebe Grüße H.-G.