Mauersegler-Forum.de

[MauerseglerBerlin]

Hallo zusammen,

seit gestern, 25.08.23, ist nun auch meine lange Saison 2023 zu Ende gegangen. Aufgrund einer erst am 24.6. begonnenen Spätbrut mit sage und schreibe 3 Eiern, die auch noch eine ausgeprägte 14 tägige Regenphase beinhaltete, ist das Ganze am Ende eine ziemliche Zitterpartie geworden, die ich jedoch mit guten Ratschlägen und moralischer Unterstützung von Siegrid (@traudich) überhaupt nur positiv zu Ende gebracht habe. Problem war nämlich, dass am 19.08. um 18 Uhr die letzte Fütterung erfolgte und anschließend auch der letzte verbliebene AV abgereist war und an diesem Tag schon nicht mehr zur Übernachtung erschien. Die Folge war, dass somit der jüngste JV 6 Tage (!!!) unversorgt war. Der zweitjüngste JV war bereits am 21.08., allerdings auch schon aus dem von den AV verlassenen Kasten gestartet und Nummer 3 wurde leider in sehr frühem Alter aus dem Nest geworfen und überlebte nicht - ich berichtete. Bemerkenswert war für mich jedoch die lange Zeit ohne Fütterung sowie der große Ausflugsabstand von 4 Tagen zwischen den beiden Geschwistern. Meine Sorge galt natürlich überwiegend dem letzten verbliebenen JV, der - gewogen am Ausflugstag morgens noch 36,5g auf die Waage brachte und quietschfidel war. Zuvor hatte ich beobachtet, dass lange Zeit tagsüber und natürlich in der Nacht eine ausgeprägte Nestruhe stattgefunden hatte. Ich vermute, dass ähnlich einer Schlechtwetterphase die JV in Hungerstarre verfallen. Auch wenn die Aufregung für mich durch die lange Zeit ohne Fütterung am Ende ziemlich die Nerven strapaziert hatte, so bin ich doch glücklich über den gelungenen Start in sein Seglerleben und über meine um einen knappen Monat verkürzte Wartezeit bis zur Rückkehr im nächsten Jahr. Ich wünsche allen viel Geduld dafür!

VG torsten

[MauerseglerBerlin]

… hier noch Foto vom Wiegen

[traudich]

Auch für mich war der Ausflug des letzten JV bei torsten ungewöhnlich und merkwürdig. Als der Besagte zwei Tage nach Abflug des Geschwister-JV nicht ausflog, machte ich mir langsam Sorge.
Dass für mich Bemerkenswerte ist, dass derJV beim Wiegen Kot abgesondert hat was ja besagt, dass noch Verdauung funktionierte obwohl seit Tagen keine Fütterung stattfand. Wenn ich JV zum Einsetzen bekomme sind sie oft so ausgehungert und es passiert diesbzl. nichts, auch in Stresssituationen nicht.
LG

[Thömmes]

Hallo Zusammen,

die Alles entscheidende Frage wäre hier, ob über den gesamten Zeitraum lückenlose Kameraaufzeichnungen existieren, die Fütterungen absolut ausschließen ?
Dann wäre es ein Wunder. Dass so ein kleiner Organismus nach 6 Tagen ohne Futter und Wasser, noch normal Kot absetzt, ist für mich nicht denkbar.
Die 6 Tage sind selbst für das Überleben des Jungvogels schon sehr kritisch. Selbst ein Jungvogel von 50g und mehr käme dann schon in in den kritischen Bereich unter 30g. Das Verdauungssystem leert sich normalerweise in den ersten 2 Tagen ohne Versorgung komplett wo die Gewichtsabnahme auch am schnellsten geht (E. Weitnauer et al.).

Entweder wurde also doch noch sporadisch gefüttert oder ich hole den Spruch von E. Weitnauer wieder hervor: "An diesem Vogel wundert mich überhaupt nichts mehr"

Liebe Grüße und schönen Sonntag

Thomas

[MauerseglerBerlin]

Hallo Thomas,

es gibt zwar in diesem Kasten keine Innenkamera, aber zwei sehr zuverlässige Außenkameras, die eine sensible Bewegungserkennung registrieren und ausschließlich die Einflugöffnungen überwachen. Selbst bei Bienen, etc. lösen sie aus. Von daher bin ich ziemlich sicher, dass kein Einflug mehr stattfand. Abgesehen davon habe ich einen großen Teil selbst auf dem direkt unter den Kästen liegenden Balkon verbracht. Einflüge zw. 8 und 10 Uhr, sowie zwischen 17 und 21:30 Uhr kann ich definitiv ausschließen, Übernachtungen auch. Es gibt tatsächlich ein kleines Datenleck in der Übergangszeit von der Dunkelheit bis zum Sonnenaufgang. Dann nämlich funktioniert die Bewegungsmeldung nicht perfekt, weil es noch zu dunkel ist. Würde jedoch bedeuten, dass der AV immer genau morgens um etwa 5 Uhr eingeflogen ist und auch nur dann. Das halte ich für sehr unrealistisch.

Was aus meiner Sicht auch für fehlende Fütterung spricht, ist das auf 36,5g gesunkene Körpergewicht.

Ich bin mir also sehr sicher, dass die JV einige Tage ohne Futter auskommen, analog der Hungerstarre bei Schlechtwetterperioden. Auch dann muss die Verdauung ja noch funktionieren.

Gibt es Informationen, wie lange Hungerstarre bei Schlechtwetterperioden beobachtet wurde? Im Forum habe ich dazu leider überhaupt noch nichts gelesen. Das würde mich aber sehr interessieren.

VG torsten

[traudich]

Vor einigen Jahren hatten wir hier einen JV als Spätstarter bei über 40g im Kasten. Fütterungen sah ich nicht und die Frage, wie er das überlebte, konnte mir niemenas beantworten.
War ich doch davon ausgegangen, dass, nachdem Sucher abgezogen waren, für die noch verbliebenen Familien ein entspanntes Leben beginnen und JV nun optimal versorgt werden könnten.
Als ich vor drei Jahren erstmals Adoptivküken einsetzte, die über die Hauptsaison verblieben und nicht mehr an Gewicht zunahmen, stelle ich meine o.g. Annahme in Frage. Ich sprach mit Päpplerinnen und Wildtierstationen über meine Beobachtung aber eine schlüssige Erklärung fand ich nicht.
Meine Konsequenz aus dieser Beobachtung ist, dass ich JV einsetze die während der Hauptsaison (Mitte bis Ende Juli) ausfliegen.

Beim Wiegen von JV war mir auch aufgefallen, dass 2o Tage alte Segler schon ein beachtliches Gewicht hatten und abgemagerte zugesetzte (nach kurzer Päppelphase von mir) schnell an Gewicht zunahmen.
Ist das Nahrungsangebot im Juni und Juli besonders geeignet und lässt es im August nach.. die Versorgung also schwieriger??
Oder sind spätversorgende AV, wegen ihres Zugtriebes, nicht mehr "wollen / in der Lage sind" ihre Nachkommen ausreichend zu versorgen??

Gibt es Informationen, wie lange Hungerstarre bei Schlechtwetterperioden beobachtet wurde?

darüber weiß man nichts: setzt diese Hungerstarre ein, wenn es einen kollektiven Notstand gibt oder auch im Individualfall?
LG