Mauersegler-Forum.de

[Gitti]

Guten Morgen alle zusammen,
eine ganze Weile lese ich schon bei Euch mit, habe mich aber erst jetzt (erfolgreich) registriert. Ich wohne im Raum Chiemsee, habe seit Jahren unter der Dachschalung ein (jährlich erfolgreiches) Brutpaar, auch wenn ich in den letzten vier Jahren immer die Ehre hatte, heruntergefallene Küken aufzupäppeln... was übrigens (dank den Infos der Mauerseglerklinik in Frankfurt) immer klappte. Im letzten Jahr habe ich vier Mauerseglerkästen dazugehängt, ein Brutplatz wurde im Spätsommer noch "besichtigt"... jetzt hoffe ich, dass in diesem Jahr die Kästen bezogen werden.

Und gleich noch eine Frage an Euch:
Wie beschleunige ich eine Gemeinde? Im Oktober letzten Jahres habe ich an die für den hiesigen Bereich zuständige Untere Naturschutzbehörde gemeldet, dass an einem der gemeindeeigenen Gebäude mindestens vier Einfluglöcher von Mauerseglernistplätzen (mit Lumpen) verstopft wurden. "Schon" in der dritten Märzwoche war dann die Ortsbegehung (mit Landratsamt, Bürgermeister, Bauhof), seither ist wieder Stillstand... Was kommt besser: nochmal die Untere Naturschutzbehörde kontaktieren oder den Bürgermeister oder den LBV oder alle oder... wen sonst?
Viele Grüße aus dem Chiemgau
Gitti

[Hannes]

Hallo aus Bielefeld liebe Seglerfreunde,
pünktlich zum Saisonbeginn habe ich mein Dach neu gedeckt den Giebel verbrettert und den Seglerkasten im Giebel vergrößert.
Das Innenleben, sowie die Position der Einfluglöcher wurde übernommen. Leider fehlte mir die Zeit zum Einbau der passenden Wandcams.
Die nächsten Tage wird das Gerüst abgebaut.
LG Hannes

[traudich]

Hallo Gitti,
erst einmal herzlich Willkommen im Forum. Wenn du magst bitte über PN an mich einen etwas genaueren Standort von dir-trage dich dann in unserer Kolonie-Standort Liste ein. Und nicht vergessen, Ankunft der Segler bei dir hier melden

Was kommt besser: nochmal die Untere Naturschutzbehörde kontaktieren oder den Bürgermeister oder den LBV oder alle oder... wen sonst?

So schnell wie möglich bei der UNB und Gemeinde den/ die Sachbearbeiter*in anrufen und erfragen was definitiv demnächst passiert (warum bislang nichts passiert ist) , auf die Dringlichkeit hinweisen. Du merkst dann ja wie "der Hase läuft". Möglicherweise LBV auch informieren und um Unterstützung bitten.
LG

@ Hannes
das sieht ja jetzt "schnielke" aus. Hauptsache die Segler erkennen das Haus wieder
LG

[Elisabeth]

.
Noch keine Mauersegler, aber meine Wildkamera hat drei Elfen aufgenommen.

[Hille]

@Hannes
Das sieht ja wahnsinnig aus ! Wieviel Unterkünfte bietest du denn da? Wieviel Nester waren bei dir letztes Jahr belegt?
Liebe Grüße Walter

[Dodo]

@Hannes,

das sieht wirklich edel aus! Hoffe noch Bilder (ohne Gerüst, von einem Ansturm) zu sehen bekommen!

@Gitti, willkommen! Traudich hat Dir vielleicht schon weitergeholfen.
Als ich Deine Zeilen las, dachte ich die hätten vergessen die Lappen zu entfernen.
Wir verrammeln unsere Nistplätze auch immer, damit keine ungebetenen Gäste da einziehen.

Gruß Maddin

[Markus]

Hallo Gitti,
willkommen im Forum

Und gleich noch eine Frage an Euch:
Wie beschleunige ich eine Gemeinde?

toller Einsatz von Dir

der Gemeinde musst Du lästig werden anders kommen manche leider nicht in die Gänge, viel Erfolg dabei.

LG
Markus

[Gitti]

@Traudich
... Dachte ich mir fast... dann werd's ich morgen mal fleißig telefonieren

@Dodo
...meine Nistkästen sind auch mit Lappen verstopft und die Spatzen haben zwei Dreifamilienhäuser bekommen

@Markus
... lästig sein kann ich gut... Berufskrankheit

ich halt euch auf dem Laufenden

[Thömmes]

Hallo Gitti,

herzlich willkommen im Forum

Die Behörde hat sich ganz einfach und ohne wenn und aber an das Bundesnaturschutzgesetz zu halten. Da jetzt schon Segler in Deutschland sind ist das schon ein Verstoß gegen dieses Gesetz und das Tierschutzgesetz, sollten Segler durch die verschlossenen Nistplätze am Einflug gehindert werden und ggf. sogar zu Schaden kommen. Es muss sofort gehandelt werden. Dass Behördenmitarbeiter zuweilen meinen, über dem Gesetz zu stehen kommt nicht selten vor und man muss bei der Kommunikation schauen, wen man da vor sich hat.


Ich habe mal die entsprechenden Auszüge aus dem Bundesnaturschutzgesetz und die Vorgehensweise bei Bauvorhaben kopiert, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Mauersegler e. V.
Das gilt so natürlich auch für alle anderen Gebäudebrüter, Fledermäuse, Insekten etc. In der Praxis wird dieses Gesetz in praktisch allen Fällen mit Füßen getreten wenn niemand fachkundig und durchsetzungsstark einschreitet.

§ 44 Abs 1 BNatSchG (Auszug)

Es ist verboten,

wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
wild lebende Tiere der besonders geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert,
Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.
(…)

Für Mauersegler bedeutet dies:

Bei Sanierungen oder bei Abriss eines Gebäudes oder Gebäudeteils sowie bei Entkernungen dürfen weder das Gelege mit Eiern noch ein Gelege mit Jungvögeln beseitigt werden, noch die Brutvögel beim Ein- und Ausfliegen behindert werden. Löcher am Gebäude, die von Mauerseglern als Brutstätte genutzt werden, dürfen nicht verschlossen werden. Baumaßnahmen dürfen erst nach erfolgtem Ausflug der Jungvögel an dem betroffenen Gebäudeteil stattfinden. Dabei kommt es nicht auf eine theoretische Annahme an („Mauersegler sind meistens zwischen Mai und Mitte Juli in Deutschland“) sondern auf das konkrete Vorhandensein von Jungtieren an.

Im Rahmen von Sanierungsvorhaben dürfen grundsätzlich keine Tiere oder Eier zu Schaden kommen.

Brütende Vögel dürfen durch die Arbeiten nicht in der Weise gestört werden, dass die Brut behindert oder aufgegeben wird und die Jungen bzw. die Eier absterben oder dass der Brutplatz dauerhaft aufgegeben wird – in der Regel bedeutet dies, dass Sanierungsarbeiten an Gebäuden mit brütenden Vögeln außerhalb der Brutzeit durchzuführen sind.
Für die Fortpflanzungs-, Ruhe- und Schlafstätten besteht ein ganzjähriger Schutz, wenn die Tiere standorttreu sind. Darunter versteht man Tiere, die jedes Jahr zur gleichen Brutstätte zurückkehren. Mauersegler sind extrem standorttreu. Sie treffen sich jedes Jahr mit ihrem Brutpartner am gleichen Nistplatz. Die Quartiere von Mauerseglern dürfen also auch während der Abwesenheit der Tiere nicht beschädigt, zerstört, entfernt oder verschlossen werden.

Zuständig für die Einhaltung des geltenden Natur- und Artenschutzrechts ist in der Regel die Untere Naturschutzbehörde Ihrer Gemeinde. Ihr melden Sie einen beobachteten gesetzeswidrigen Übergriff auf Gebäudebrüter. Es ist hilfreich, wenn Sie detaillierte Angaben machen können, wo die Brutstätten sind oder waren. Wenn Sie Fotos gemacht haben, ist es für die Behörde leichter zu handeln, denn damit kann man beweisen, wo und dass dort Mauersegler oder andere Gebäudebrüter genistet haben.

Wer gegen $ 44 BNatSchG verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Dies gilt für jeden, der mittelbar oder unmittelbar handelt, also nicht nur für den Bauherrn, sondern auch für den beauftragten Architekten, Bauleiter oder die ausführenden Handwerker. Gemäß § 69 Abs. 7 i.V.m. § 69 Abs. 1 BNatSchG können diese mit einer Geldbuße bis zu 50.000 € belegt werden. Zudem wird in vielen Fällen nicht nur ein Baustopp verhängt, sondern auch die Rücknahme von Baumaßnahmen verlangt, etwa der Rückbau von Gerüstteilen, die Abhängung von Planen und Staubnetzen oder das Wiederherstellen von Öffnungen.


Liebe Grüße
Thomas

[Gitti]

Guten Morgen Thomas,

vielen Dank für die Info. Den § 44 habe ich mir seinerzeit vor Kontaktaufnahme mit der Unteren Naturschutzbehörde schon angesehen. Interessanterweise handelt es sich bei dem Gebäude um ein gemeindeeigenes Haus, in dem Touristinfo, Feuerwehr und eine (oder zwei?) Wohnungen sind.

Mit Blick auf die Sichtungen (werd' mir vorher nochmal ornitho.de ansehen) versuche ich heute den Bürgermeister direkt zu erwischen... die Bauhofmitarbeiter wissen von den an den Einfluglöchern zu erledigenden Arbeiten noch nichts (habe einen Bekannten der dort arbeitet).

Grüße aus dem regnerischen Chiemgau
Gitti