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Fragen und Antworten rund um den Mauersegler, Vorstellung von Projekten und Kolonien
Beja
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Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Beja »

Wir alle wissen wie mühsam es sein kann eine Mauersegler-Kolonie am Haus aufzubauen.
Ist sie endlich da sollte sie, im besten Fall, für immer bestehen.

Ich mache mir jetzt schon Gedanken was aus meinen Mauerseglern wird,
wenn ich mal nicht mehr bin oder mich nicht mehr selber kümmern kann.
Meine Erben werden wohl nicht selber im Haus wohnen wollen und ein Verkauf
des Anwesens scheint wahrscheinlich.
Was passiert dann mit meiner Kolonie?
Werden sich die neuen Besitzer für die Segler einsetzen oder gar die Kästen entfernen?
Ich denke darüber nach in einem notariell verfassten Testament die Erben oder im Kaufvertrag
die neuen Eigentümer zu verpflichten, die Kolonie auf jeden Fall zu erhalten.
Laut Internetrecherche braucht man sich an ein notariell verfasstes Testament nicht zu halten,
wenn sich die Erbengemeinschaft einig ist , daß eine Klausel für sie nicht von Belang ist.
(Warum macht man dann ein eigentlich ein notarielles Testament?) :shock:
Wie es mit einer entsprechenden Klausel in einem Kaufvertrag aussieht ist weiß ich nicht.
Würde sich ein Naturschutzverein lebenslang um die Kolonie kümmern?

Habt ihr schon einmal über dieses Thema nachgedacht?
Welche Vorkehrungen habt ihr eventuell geplant oder schon umgesetzt?

Gruß Beja
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Dodo
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Dodo »

Hallo @Beja,

eigentlich regelt das BNSchG die Sachlage, Nester dürfen nicht entfernt werden.
Ist dies unumgänglich, müssen Ersatz- (Ausgleichsmaßnahmen) getroffen werden. Die Vorschrift gilt allgemein,
seien dies deine direkten Nachkommen oder Käufer der Immobilie.

Es ist richtig und wichtig sich über den unschönen Teil unseres Lebens Gedanken zu machen und Vorkehrungen zu treffen (z.B. Vorsorgevollmacht). Alle Aspekte die uns wichtig erscheinen, sollten in unserem Sinne geregelt werden. Trotzdem kommt es manchmal anders als man denkt.
Beja hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 20:14 Laut Internetrecherche braucht man sich an ein notariell verfasstes Testament nicht zu halten,
wenn sich die Erbengemeinschaft einig ist , daß eine Klausel für sie nicht von Belang ist.
Das ist mir neu und unlogisch. Du verfasst deinen letzten Willen und der sollte nicht ausgehebelt werden können.

Meine Kinder wissen um die Bedeutung der Vögel für mich. Die Zukunft der Seglerkästen nach meinem Abgang habe ich schon thematisiert. Ich vertraue darauf, dass das was ich vorgelebt habe, ein wenig verfängt.
Notariell habe ich in der Richtung nichts verfügt.

Gruß Maddin
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Andreas
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Andreas »

Beja hat geschrieben: So 14. Aug 2022, 20:14 Ich mache mir jetzt schon Gedanken was aus meinen Mauerseglern wird,
wenn ich mal nicht mehr bin oder mich nicht mehr selber kümmern kann.
Hallo Beja,

genau diese Gedanken habe ich mir vor einigen Tagen auch gemacht! Was wird aus unseren Mauerseglern, wenn wir irgendwann das Haus mit dem großen Grundstück nicht mehr bewohnen können und es wohlmöglich verkaufen - wie kann man den Käufer verpflichten, die Segler weiter zu dulden? Und vor allem: Wer kontrolliert das?

Ich bin sehr gespannt auf Eure Antworten zu diesem Thema.
Beja
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Beja »

Hallo Maddin
Du hast Recht, ein notarielles Testament ist unanfechtbar.
Aber wenn der Testamentsvollstrecker einverstanden ist kann eine Klausel umgangen werden.
http://www.internetratgeber-recht.de/Er ... t/ega4.htm

Wir wissen, daß Nester von Mauerseglern und Schwalben ganzjährig unter Schutz stehen.
Leider ignorieren das immer wieder Handwerker und Hausbesitzer wissentlich und unwissentlich.
Und auf die Ämter kann man sich auch nicht zu 100 % verlassen.

Ich habe keine Kinder, die sich in meinem Sinne um die Kolonie und den Naturgarten kümmern würden.
Da ich aber, hoffentlich, noch 20 - 30 Jahre lebe, finde ich vielleicht noch jemand passenden.

Gruß Beja
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traudich
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von traudich »

Als sich vor Jahren abzeichnete, dass sich unsere Kolonie wesendlich vergrößern wird habe ich mir die gleichen Fragen gestellt.
Ich habe mich bei Naturschutzverbänden, bei der UNB und auch rechtlich informiert wie und wo man, nach einem Besitztwechsel, die Kolonie erhalten kann.
Wenn es zu einem Verkauf unseres Hauses kommt und der neue Besitzer/in die Kolonie missbilligt kann man peu a peu darauf hinwirken, dass die Mauersegler verschwinden.
Die Naturschutzverbände haben kein Recht auf fremden Grund und Boden einzugreifen und die UNB wird tätig bei einer Anzeige..wenn überhaupt. Warten wir auch mal ab, wie sich die Gesetzeslage in den nächsten Jahren entwickelt.
Meine Idee war mal, einen Betrag x testamentarisch für den Erhalt der Kolonie festzulegen. Ob das realistisch ist, weiß ich allerdings auch nicht. Wer würde entscheiden und kontrollieren ob und was, angewandt wird :S
LG
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Markus
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Markus »

Hallo Beja und Alle,

ok, meine Kinder sind sensibilisiert, inwieweit dies den Nistplätzen langfristig Sicherheit bietet ist dennoch schwer abzuschätzen.

Aber wir könnten unserem Wunsch ohne größeren Aufwand und für sehr lange Zeit etwas Nachdruck verschaffen.
So wäre meine Idee, an die Kästen und in die Nähe von Einschlupfen eindeutige Hinweise in Form einer kleinen Plakette anzubringen.

Zudem könnten diese Plaketten durch zb. einen Zahlencode auf das Gebäude
personalisiert und vielleicht sogar registriert werden.

Somit kann sich auch kein Renovierer mehr damit herausreden er hätte nichts gewusst ;) oder er
überlegt sich zumindest zweimal ob hier möglicherweise ein finanzielles Risiko eingegangen wird.


Was mein Ihr ?

LG
Markus
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traudich
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von traudich »

Ich habe hier im Rahmen des MS-Projektes Naturnistplätze kartiert, die Hausbesitzer angeschrieben und über die gesetzliche Lage informiert. Außerdem sind alle Standorte in einer Datenbank, die auch der UNB zugänglich ist, eingegeben.
Nur in seltenen Fällen wir die UNB bei Baumaßnahmen informiert und somit ist die Datenhinterlegung sinnlos. Bei Hausverkäufen mit Naturnestern informieren die Hausbesitzer die Käufer nicht über die Nistplätze. Möglicherweise befürchtet man, dass Käufer von dem Hauskauf absehen.
Unsere Kolonie stand jetzt schon oftmals in der Zeitung, vor dem Grundstück ein Schild welches auf die MS-Ansiedlung hinweist, die Nachbarn "ertragen" jedes Jahr das Spektakel..vielleicht würde man hier nicht unbemerkt die Mauersegler vergrämen können :S :S
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Dodo
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Dodo »

Hallo zusammen,

unsere Naturschutzgesetze sind gut, bei der Durchsetzung bis ins letzte Glied verlieren sie an Wirkung.
@traudich, Siegrid,
traudich hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 08:23 Die Naturschutzverbände haben kein Recht auf fremden Grund und Boden einzugreifen und die UNB wird tätig bei einer Anzeige..wenn überhaupt.
Auch Eigentum ist kein rechtsfreier Raum, die Gesetze sind einzuhalten.
Recht muss aber eingefordert werden 'Wo kein Kläger, da kein Richter.'
Ein Testament soll den letzten Willen des Erblassers regeln. Er wünscht sich was, eine Einhaltung kann er nicht mehr kontrollieren.
@Markus, es gibt Gemeinden die ein Kataster von MS-Nistplätzen angelegt haben, für MS-Begeisterte kein Problem.
Es wird aber auch Menschen geben die sich gegängelt fühlen und daraus wächst Widerstand, der für die Sache abträglich sein könnte.
Die Menschen müssen die Artenvielfalt zu schätzen wissen, merken das bei Verlust die Lebensqualität nicht mehr stimmt, dann wäre der Erhalt der Nistplätze selbstverpflichtend.

Gruß Maddin
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Markus
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von Markus »

Hallo Zusammen,

stimmt schon, die Nistplätze für besonders lange Zeit irgendwie behördlich oder gar Amtlich zu sichern ist problematisch.

Dennoch denke ich, dass eine kleine unauffällige Plakette am Kasten mit zb. dem Hinweis "Vorsicht geschützte Art" oder Ähnlich vielleicht doch verhindert dass der Kasten oder Nistplatz einfach so verschwindet.
Zumindest erhöht sich die Chance auf Weiterbestand.

Denke schon dass ich da in diese Richtung etwas machen werde.

LG
Markus
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H.-G.
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Re: Mauersegler-Kolonie dauerhaft erhalten durch Testament, Kaufvertrag, Naturschutzverein o. ä.

Beitrag von H.-G. »

Dodo hat geschrieben: Di 16. Aug 2022, 21:33 Es wird aber auch Menschen geben die sich gegängelt fühlen und daraus wächst Widerstand, der für die Sache abträglich sein könnte.
Die Menschen müssen die Artenvielfalt zu schätzen wissen, merken das bei Verlust die Lebensqualität nicht mehr stimmt, dann wäre der Erhalt der Nistplätze selbstverpflichtend.

Gruß Maddin
Hallo Maddin!
Da bin ich ganz bei Dir! Wir haben hier nebenan in der Kirche eine größere Kolonie/Wochenstube von Breitflügelfledermäusen. Als 2015 Renovierungsarbeiten am teilweise maroden Dachstuhl liefen, wurden die Arbeiten von einem Fledermausexperten des Kreises massiv ausgebremst. In dieser Zeit habe ich mehrfach gehört, dass Leute, die z. B. Fledermäuse im eigenen Garten beobachteten, sich laut fragten, wie sie die am Besten loswerden könnten. Hier schlug die Stimmung komplett gegen die Fledermäuse um. Worte wie "Enteignung" machten die Runde, ebenso Stammtischparolen, in denen sich mancher sonst besonnene Bürger äußerte, was er machen würde, wenn...
Der Immageschaden für die Fledermäuse war gewaltig, wirkt z.T. bis heute fort. Erst die sehr sachliche, praxisorientierte Arbeit eines externen Gutachters konnte damals die Fronten aufweichen, so dass wenigstens einige Gemeindemitglieder heute ein bisschen stolz auf das Kuriosum Fledermauskolonie sind, die seit dem noch deutlich gewachsen ist.
Ich habe daraus gelernt, dass es immer wichtig ist, beiden Seiten zuzuhören, wenn ein derartiger Konflikt gelöst werden soll.
Für meine Kolonie bedeutet das, dass ich auch Bedenken meiner Familie ernstnehme, natürlich aber auch Versuche, etwas von meiner Begeisterung weiterzuvermitteln. Außerdem betrachte ich sie als Botschafter für andere mögliche Ansiedlungen, da das lebhafte Sommertreiben dort immer wieder Passanten begeistert und die ersten Fragen kommen, ob man nicht auch bei ihnen da etwas machen könne. Da auch die Stadt sich zunehmend Gedanken über Verbesserung der Umwelt macht, gibt's hier noch wirklich Potential.
Ich selber werde weiterhin daran arbeiten, dass Menschen meine Vögel lieben (Immerhin sind meine Frau und meine Tochter im Päppeln von Jung-MS besser als ich - es macht mich stolz, wie selbstverständlich sie mich und bisher ein halbes Dutzend JV unterstützt haben).
Ob ich damit die Kolonie für immer retten kann, weiß ich nicht. Es ist aber so, dass ich glaube, dass wir nur das schützen, das wir lieben. Daher scheint mir das neben allen sicher wichtigen Naturschutzgesetzen der wichtigste Weg zu sein.
LG H.-G.
30 Nistplätze,
2021: 15 belegt, 13 erfolgreich, 25 (bis 30)JV
2022: 42 JV in 16 Nestern, 3 Brutaufgaben
2023: 48 JV in 19 Nestern, 2 JV tot
Kameras: Probephase läuft
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